Gemischte Bilanz der WM-Generalprobe

Rio de Janeiro (dpa) - Brasiliens Fußball-Idol Romário will partout nicht warm werden mit der Fußball-WM und vor allem der Art, wie die FIFA das Ereignis in seinem Land vorbereitet. Und es besteht wenig Aussicht, dass sich dies bis 2014 ändert.

Bekannt für sein hitziges Temperament, beschimpfte er FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke via Facebook als „Dummkopf“, „Erpresser“ und „Korrupten“. Der FIFA-General machte sich erst gar nicht die Mühe, darauf zu antworten. „Baixinho“, der „Kleine“, wie Romário, der Weltmeister von 1994 gerne gerufen wird, trennen inzwischen Welten von seinen ehemaligen Stürmerkollegen Ronaldo und Bebeto, die fest im WM-Komitee verankert sind.

Romário steht schon lange auf Kriegsfuß mit den nationalen Fußballverband seines Landes, CBF. Er hatte dem früheren CBF-Boß Ricardo Teixeira mit seinen hartnäckigen Korruptionsvorwürfen und Rücktrittsforderungen zur Weißglut getrieben. Auch dessen 81-jährigem Nachfolger José Maria Marin ergeht es nicht besser. Romário, seit 2010 Bundesabgeordneter in Brasília, wirft ihm Nähe zur Militärdiktatur vor und fordert unter dem Motto „Fora Marin“ (Marin Raus) auch dessen Rücktritt. Auch andere Topfunktionäre sind in Romários Visier, allen voran FIFA-Chef Joseph Blatter und eben auch Valcke.

Der Franzose hatte Romário diese Woche mit folgender Äußerung auf die Palme gebracht: „Es besteht der Eindruck: 'Wir (die FIFA) kommen ins Land, wir genießen das Land und verlassen es mit vollen Taschen'. Das ist nicht so.“ Aber genau diesen Eindruck hat zumindest Romário, der die Wortmeldung des FIFA-Generals mit seiner persönlichen Schimpftirade kommentierte. „Ich will nicht über Romário reden“, reagierte Valcke danach kühl in einem Interview. Das Tischtuch dürfte zerschnitten sein. Anders als Rómario werten Regierung und FIFA die WM-Generalprobe als Erfolg, auch wenn beide gleichermaßen von den landesweiten massiven Protesten völlig kalt erwischt wurden.

Sportminister Aldo Rebelo hatte sich selbst und der Regierung schon vor Turnier-Anpfiff Bestnoten für die Vorbereitung des Confed Cups gegeben, der am Sonntag mit dem großen Traumfinale Brasilien-Spanien in Rios legendärem Maracanã-Stadion endet. Diese Note toppte Valcke kurz vor dem Finale. Der Confed Cup in Brasilien sei der beste, den er je gesehen habe. Ein Lob, das nach dem Geschmack der Gastgeber sein dürfte.

Was die einen freut, ärgert die anderen - und die anderen gehen massenweise auf die Straße. Zwar richten sich die Proteste in erster Linie gegen Korruption und soziale Missstände im Land. Aber viele sind auch erbost über die hohen Kosten von offiziell 28 Milliarden Reals (rund 10 Mrd. Euro) für die WM-Vorbereitung. Die Stadien machen 26 Prozent dieser Ausgaben aus, allein die zweieinhalbjährigen Sanierungskosten für das Maracanã-Stadion betrugen 360 Millionen Euro. Der Rest des Geldes fließt in Straßen, Flughäfen und den öffentlichen Nahverkehr, obwohl gerade bei diesen Projekten in den zwölf WM-Städten noch vieles im Argen liegt.

„FIFA raus“, „Wir wollen Hospitäler nach FIFA-Standard“, „Weniger Copa (WM), mehr Schulen“ - das ist nur eine kleine Auswahl der Sprüche, die auf Protestschildern der vergangenen Woche zu lesen waren. Wie erwartet ist Brasilien, das 2014 nicht nur vor der WM, sondern auch vor Präsidentschaftswahlen steht, ins Rampenlicht gerückt. Und im Flutlicht des Confed Cups kam nicht nur eine überraschend starke Seleção zum Vorschein. Auch die Demonstranten wussten die internationale Medienpräsenz zu nutzen, um lang aufgestauten Unmut über die Politik in Brasilien zu manifestieren.