„Goleador“ Krankl: Der Held von Cordoba wird 60

Frankfurt/Main (dpa) - Der Held von Cordoba schießt immer noch scharf. Als Hans Krankl bei der WM 1978 gegen den damaligen Weltmeister Deutschland (3:2) in das wohl größte Spiel seiner Karriere ging, da schwor er sich: „Den Piefkes zeigen wir's - die kriegen kalt-warm!

35 Jahre später arbeitet sich der frühere Ausnahmestürmer immer noch an vermeintlich übermächtigen Kontrahenten ab. Es gebe zu viele „ahnungslose Funktionäre, das ist grausam“, wetterte er anlässlich seines 60. Geburtstags an diesem Donnerstag. „Man sollte sie alle rauswerfen und durch Ex-Sportler ersetzen.“

Krankl ist so etwas wie der Franz Beckenbauer Österreichs. Er war der berühmteste Fußballer seines Landes, ein vielleicht nicht ganz so erfolgreicher Nationaltrainer, aber er ist heute als Fernseh-Experte und Kolumnist immer noch omnipräsent. Seine Beiträge werden je nach Gusto gefeiert, gefürchtet oder nicht ernst genommen - aber sie werden auch jedesmal beachtet. Denn die Crux des österreichischen Fußballs ist: Er hielt sich fast immer für viel besser, als er tatsächlich war - und hat doch nur ganz wenige Spieler wie Matthias Sindelar, „Schneckerl“ Herbert Prohaska oder eben Krankl hervorgebracht, die diesen ewig überhöhten Ansprüchen auch gerecht wurden.

Der gebürtige Wiener schoss „seinen“ Verein Rapid ins Finale des Europapokals der Pokalsieger (1985), er schoss den FC Barcelona zum Gewinn dieses Wettbewerbs (1979) und vor allem die Deutschen bei der WM 78 schmachvoll aus dem Turnier. Wer in Deutschland den Namen Hans Krankl hört, der hört auch fast immer in Gedanken die Stimme von Edi Finger dazu. Der Radioreporter brüllte nach Krankls Tor zum 3:2 nicht nur sein legendäres „I werd' narrisch“ ins Mikrofon, sondern auch noch: „Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals. Der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch - wir busseln uns ab.“

Cordoba, 21. Juni 1978, Fußball-WM in Argentinien: Für den zweifachen Torschützen Krankl ist dies das Spiel seines Lebens. „Unser 3:2 ist ein Sieg für die Ewigkeit“, schrieb er in seinen „Erinnerungen“ für die Zeitung „Österreich“. „Wir sind schon vor der Partie weg gewesen. Doch als uns die Deutschen verhöhnt und verspottet haben und die Bild-Zeitung ein 11:0 prophezeit hat, haben wir uns geschworen: Den Piefkes zeigen wir's.“

Nach dem Spiel flogen beide Mannschaften nach Hause, aber darum ging es nicht. Cordoba ist ein Mythos - eine Heldentat auf der einen und eine Schmach auf der anderen Seite. „Österreich ist immer der David und Deutschland immer der Goliath“, meint Krankl. Auch deshalb traf er in seiner Karriere besonders gern gegen deutsche Teams.

Im Europapokal-Endspiel von 1979 schoss er beim 4:3 gegen Fortuna Düsseldorf das entscheidende Tor. Die Fans des FC Barcelona verehren Krankl noch heute als „Goleador“. Auch beim „Wunder von Hütteldorf“ gehörte er zu den Torschützen: 1985 gewann Rapid Wien im Europacup gegen Dynamo Dresden nach einem 0:3 im Hinspiel noch mit 5:0.

Als Trainer knüpfte Krankl später nie mehr an seine großen Erfolge als Spieler an. Bei Fortuna Köln etwa konnte er den Abstieg aus der 2. Bundesliga nicht mehr verhindern. Im Gespräch ist immer mal wieder eine Rückkehr zu Rapid, aber auch dazu sagt er nur einen typischen Krankl-Satz: „Wenn ich jemals etwas bei Rapid machen sollte, dann muss das etwas sein, das ich will - nicht etwas, das Rapid will.“