Gomez träumt von der EM, Besiktas vom Titel

Istanbul (dpa) — Mario Gomez erhält auf seinem beschwerlichen Weg zurück in die internationale Spitze endlich den Lohn für seine harte Arbeit. Dem deutschen Fußball-Nationalstürmer fliegen die Herzen der FanMario Gos am Bosporus, vor allem die seines Clubs Besiktas Istanbul, förmlich zu.

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Dank der 13 Treffer des Mittelstürmers, der zur neuen Saison vom AC Florenz kam, führt der Arbeiter-Club derzeit die Tabelle der Süper Lig an.

„Ich bin absolut fit und fühle mich sehr wohl. Wir funktionieren wirklich gut als Team, und ich habe sofort Anschluss gefunden, da hat alles gepasst“, sagte Gomez jüngst der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der 30-Jährige feierte mittlerweile auch seine Rückkehr in die deutsche Nationalmannschaft und darf sich berechtigte Hoffnungen auf die EM in Frankreich machen. „Wenn der Körper so bleibt, wie er jetzt ist, dann habe ich eine sehr gute Chance, dabei zu sein“, sagte Gomez.

Vor allem Verletzungen machten ihm in den vergangenen vier Jahren seit der EM 2012 in Polen und der Ukraine das Leben schwer. In der EM-Gruppenphase war er noch mit seinen drei Toren gegen Portugal (1:0) und gegen die Niederlande (2:1) der Matchwinner. Die Zeit in Florenz war durch die Verletzungen durchwachsen - in der Türkei läuft es wie in früheren Tagen.

Die momentane Liebe zu „Super Mario“ unterstrich jüngst die App eines Mobilfunkanbieters, auf der alle Liga-Tore zu sehen sind. Gomez' Flachschuss zum 1:1 im Derby gegen Galatasaray erhielt die meisten Aufrufe - am Ende hieß es 2:1 für Besiktas gegen den Club von Lukas Podolski. Auch gegen Fener hatte Gomez mit zwei Toren maßgeblichen Anteil am 3:2-Erfolg von Besiktas.

Seit der Saison 1995/96 reichte es für die dritte Istanbuler Kraft im Wettstreit mit den Stadtrivalen lediglich zu den Meisterschaften 2003 und 2009. Als Herbstmeister geht der Club nun in die Rückrunde. Der neue Trainer Senol Günes hat es geschafft, neben der bewährten Spielstärke auch die Defensive zu stabilisieren, in der mit Andreas Beck ein weiterer ehemaliger Bundesliga-Profi Stammspieler ist. Und vorne macht Gomez den Unterschied, er steht mit Samuel Eto'o an der Spitze der Torjägerliste.

„Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Ich meine damit nicht nur seine Torgefährlichkeit, sondern sein Spielverständnis und Positionsspiel“, sagt zum Beispiel der TV-Experte Mehmet Demirkol über Gomez. Und der frühere Besiktas-Sportdirektor Önder Özen berichtete, dass sein jüngster Sohn, normalerweise großer Fenerbahce-Fan, sich ein Gomez-Trikot gewünscht habe.

Der Stürmer ist mit derartiger Zuneigung immer zurückhaltend, er ist eher stiller Genießer. Einen Blick zurück im Zorn, etwa auf die Nichtberücksichtigung durch Bundestrainer Joachim Löw, gibt es für ihn nicht. „Ich hatte ja auch nie Streit mit ihm, er war immer offen und ehrlich“ sagte er. „Natürlich war es hart, die WM zu verpassen. Aber wenn ich einen Groll hatte, dann auf mich, auf meinen eigenen Körper, weil er mich zwei Jahre im Stich gelassen hat.“