Harte Zeiten für Keeper in Spanien - Ter Stegen verletzt
Madrid (dpa) - Marc-André ter Stegen muss eine Woche vor dem Start in die spanische Fußball-Saison einen Rückschlag beim Rennen um die Nummer eins beim FC Barcelona verkraften.
Der aus Mönchengladbach gekommene Torwart zog sich einen kleinen, marginalen Riss am Knochenfortsatz des dritten Lendenwirbels zu, teilte Barça mit. Der 22-Jährige fällt bis zu drei Wochen aus.
Dabei hatte er sich eigentlich als Nachfolger des langjährigen Barça-Torwarts Víctor Valdés gesehen. „Ich vertraue darauf, die Nummer eins zu sein“, sagte der Keeper. Nicht nur wegen seiner Verletzung kann sich ter Stegen da nicht mehr sicher sein. Er hat beim 22-maligen spanischen Fußballmeister nämlich harte Konkurrenz bekommen. Der chilenische Nationaltorwart Claudio Bravo und der Nachwuchskeeper Jordi Masip rechnen sich ebenfalls Chancen aus.
Trainer Luis Enrique hat sich eine Woche vor Saisonbeginn noch nicht festgelegt, wer der Stammtorwart der Katalanen sein wird. Beim Ligarivalen Real Madrid sieht es ähnlich aus. Iker Casillas erhielt in Keylor Navas, der im Tor von Costa Rica zu den großen Entdeckungen bei der WM in Brasilien gehört hatte, einen starken Konkurrenten. Bei Atlético Madrid streiten sich nach dem Weggang von Stammkeeper Thibaut Courtois die Neuzugänge Jan Oblak und Miguel Angel Moyá um den Platz im Tor des Meisters.
„Dies ist ein neuer Trend“, konstatierte die Zeitung „ABC“. „Die Spitzenclubs wollen zwei erstklassige Torhüter im Kader haben.“ Die Zeiten, in denen Keeper wie Casillas oder Valdés bei Real und Barça jahrein, jahraus ihre Posten in der Stammelf sicher hatten, sind vorbei. „Ter Stegen wusste von Anfang an, dass er Konkurrenz bekommen würde“, sagte Barça-Manager Andoni Zubizarreta, früher spanischer Nationaltorwart. „Man hat nicht das Gefühl, dass es Stammtorhüter und Reservisten gibt.“
Coach Enrique hatte zu Beginn der Saisonvorbereitung klar gestellt, dass ter Stegen, Bravo und Masip die gleichen Chancen haben, Stammtorwart zu werden. „Wenn ich jetzt entscheiden müsste, wäre Masip die Nummer eins“, sagte der Trainer. „Denn er ist der Einzige, den ich (als früherer Trainer der B-Elf) kenne.“ In den Testspielen verhalf er allen drei Torhütern zu Einsätzen. Dabei unterlief Bravo, der bei der WM geglänzt hatte, das Missgeschick, dem SSC Neapel mit einem Fehlgriff zu einem 1:0-Erfolg über Barça zu verhelfen. Luis Enrique maß dem Lapsus aber keine Bedeutung bei.
Dennoch schien ter Stegen bis zu seiner Verletzung im Dreikampf um den Posten im Barça-Tor die Nase leicht vorne gehabt zu haben. Der Ex-Gladbacher erhielt die Rückennummer „1“. In einer Umfrage des Fachblatts „Sport“ platzierten zwei Drittel der Leser den Deutschen in ihre Wunschelf. In den Sportblättern „Marca“ und „El Mundo Deportivo“ gehört ter Stegen zur „idealen Elf“.
Bei Real hat Trainer Carlo Ancelotti bislang ebenfalls offen gelassen, wer in dieser Saison das Tor hüten wird. „Ich weiß es noch nicht“, sagte der Italiener und fügte lächelnd hinzu: „Und wenn doch, dann sage ich es nicht.“ Nationaltorwart Casillas hatte im Champions-League-Finale und bei der WM Schwächen offenbart. Bei Reals 2:0-Sieg über den FC Sevilla im Finale um den europäischen Supercup zeigte er aber wieder eine tadellose Vorstellung.
Der Kapitän hat seit der Zeit von Trainer José Mourinho einen Teil der Fans gegen sich, weil er als ein Gegner des Portugiesen galt. Verteidiger Alvaro Arbeloa, der bei Real ein Gefolgsmann des umstrittenen Trainers war, verbreitete kürzlich über seinen Twitter-Account ein Pamphlet, in dem Casillas als ein „Krebsgeschwür bei Real“ beschimpft worden war. Der Abwehrspieler entschuldigte sich wenig später. „Das war ein Fehler“, räumte er ein. „Ich hatte den Text nicht ganz gelesen.“