Heikle Finke-Mission: Kamerun mit Jugendstil
Malabo (dpa) - Die Unterstützung für den neuen Jugendkurs bekam Volker Finke von ganz oben. Nach dem erneuten WM-Scheitern Kameruns schaltete sich Staatspräsident Paul Biya ein, eine staatliche Untersuchung sollte das klägliche Vorrunden-Aus in Brasilien klären.
Statt entlassen zu werden, durfte der deutsche Trainer den Umbau für den prestigeträchtigen Afrika-Cup einleiten. „Das ist die nächste Generation nach Eto'o, nach Webo“, erklärte Finke vor dem Auftakt gegen Mali am Dienstag seine Philosophie. „Wir müssen hier jede andere Nation respektieren. Es gibt keinen Zweifel, dass wir gegen jedes Team gewinnen, aber auch gegen jedes Team verlieren können.“
Vor allem der Abschied von Samuel Eto'o sorgte im Spätsommer für Wirbel. Finke hatte den Starstürmer in den Qualifikationspartien für das nach Äquatorialguinea verlegte Kontinentalturnier nicht nominiert, zudem wurde der 33-Jährige als Kapitän abgesetzt. Eto'o erklärte daraufhin seinen Rücktritt. „Nach zwei verschwendeten Weltmeisterschaften brauchten wir grundlegende Änderungen“, sagte Finke. „Wir brauchen eine zukunftsfähige Mannschaft. Wenn du niemals mit jungen Spielern anfängst, wirst du nie gute Spieler haben.“
Neben international noch eher unerfahrenen Youngstern wie Clinton Mua N'Jie (21) von Olympique Lyon oder Portos Vincent Aboubakar (22) setzt Finke in der Offensive auch auf Eric Maxim Choupo-Moting. Er zähle Kamerun schon „zu den Mitfavoriten auf den Titel“, sagte der 25 Jahre alte Angreifer des FC Schalke 04 selbstbewusst. „In der Qualifikation haben wir uns in einer sehr starken Gruppe mit unter anderem der Elfenbeinküste, die ebenfalls zu den besten Teams Afrikas gehört, eindrucksvoll durchgesetzt.“
Auch in Staffel D des Afrika-Cups trifft der siebenmalige WM-Teilnehmer auf die Ivorer und zudem auf Guinea. Trotz der schwierigen Gruppe steht Finke mit seinem Team unter Druck. „Er hat Eto`o ausgebootet, es gibt aber ein Lager, das nach ihm schreit“, sagte Afrika-Experte Otto Pfister vor Turnierstart. „Er ist gezwungen, ins Finale zu kommen.“ Finke selbst bleibt trotz der Erwartungen locker. Zum Ende eines Gesprächs im Trainingslager in Gabun beschwichtigte er die Journalisten: „Ich kann nur sagen: Macht euch keine Sorgen.“