Heimvorteil für Benítez: Real will zurück an die Spitze
Madrid (dpa) - Der Willkommensgruß von Superstar Cristiano Ronaldo via Twitter ließ auch 24 Stunden nach der Vorstellung von Rafael Benítez noch auf sich warten. Emotional genug war der erste Auftritt des gebürtigen Madrilenen bei der Präsentation als neuer Coach von Real Madrid aber ohnehin schon.
„Das ist ein sehr bewegender Tag“, sagte der 55-Jährige, und ein ums andere Mal stockte am Mittwoch die Stimme bei seiner kurzen Rede. Als Teenager trug Benítez das Real-Trikot, seine Trainer-Karriere begann er beim weltweit bekanntesten Club, nun folgte die „Rückkehr nach Hause“.
Benítez unterzeichnete einen Vertrag über drei Jahre. Und die Zielsetzung mit dem Team um Ronaldo im Angriff und den deutschen Weltmeister Toni Kroos im Mittelfeld ist klar: „Wir hoffen, dass wir Titel gewinnen und die Mannschaft sehr gut spielt“, sagte Benítez, ehe er von Vereinspräsident Florentino Pérez ein Trikot mit seinem Namen überreicht bekam.
Eifrig hatte der mächtige Mann an der Vereinsspitze auch bei Benítez' kurzen Ausführungen an einem Rednerpult am Mittwoch applaudiert. Und auch an verbalem Pathos ließ Pérez es nicht mangeln. „Heute sind wir hier mit einem Mann, der den Fußball lebt und atmet mit dem Geist von Real Madrid, seit er ein Junge war. Von diesem Moment hat er lange geträumt, nun ist er Realität.“ Realität ist bei Real aber auch, dass nur Erfolge den Verbleib auf dem Posten des Cheftrainers sichern. Benítez' Vorgänger Carlo Ancelotti hatte vom Real-Boss nicht mehr den Segen für die vertraglich eigentlich vereinbarte dritte Saison erhalten.
Nachdem die „Könglichen“ unter dem Italiener 2014 die Champions League gewonnen hatten, folgte eine Saison ohne große Titel - und Ancelottis Rauswurf. Trotz Bekenntnissen und Plädoyers unter anderem von Ronaldo musste der Italiener ein Jahr nach dem Triumph in der Königsklasse seinen Posten schon wieder räumen.
Namen wie auch der von Jürgen Klopp wurden gehandelt, in einer Online-Umfrage bekam der Ex-BVB-Coach sogar die meisten Stimmen. Die Wahl fiel aber auf Benítez, zuletzt beim SSC Neapel in der italienischen Serie A angestellt. „Benítez ist einer der besten Trainer der Welt“, lobte ihn Pérez. „Mit Dir starten wir eine neue Etappe. Willkommen zu Hause.“
Seinen Abschied in Neapel nach zwei Jahren hatte der neue Real-Coach mit der langen Trennung von seiner Familie begründet. Sportlich hatte Benítez mit dem SSC in seiner ersten Saison den Pokal geholt und sich für die Champions League qualifiziert. In der abgelaufenen Spielzeit kam Benítez nicht über Europa-League-Rang vier hinaus und verpasste das Endspiel des kleineren Europapokal-Wettbewerbs.
Seine größten Erfolge liegen ohnehin zum Teil schon einige Jahre zurück: 2002 und 2004 wurde er mit dem FC Valencia spanischer Meister, 2004 auch UEFA-Cupgewinner, 2005 holte er mit dem FC Liverpool die Champions League. Mit dem FC Chelsea musste er sich 2013 als gescheiterter Champions-League-Titelverteidiger mit dem Sieg in der Europa League trösten. In Madrid gilt auch für ihn jetzt aber nur noch (Rang) eins: „Meine Zeit bei Real Madrid hat mir gezeigt, dass alles, was zählt, nur der erste Platz ist.“