Hitzfelds Weg geht am Zuckerhut weiter
Bern (dpa) - Ottmar Hitzfeld trommelte die Schweizer Auswahl am Sonntag schon wieder zum Training zusammen. Ein freies Wochenende, wie es Bundestrainer Joachim Löw Philipp Lahm und Co. spendierte? Fehlanzeige.
Auch nach der erfolgreichen WM-Qualifikation für Brasilien ließ Hitzfeld nicht locker. Das Gruppenfinale am Dienstag in Bern gegen Slowenien gehört für den routinierten Coach bereits zur WM-Vorbereitung. „Wir haben an uns hohe Erwartungen. Die Mannschaft ist sich bewusst, dass sie auch gegen gute Teams bestehen kann“, erklärte der 64-Jährige. Die Teilnahme an der Fußball-WM allein reicht ihm nicht.
Mit einer verjüngten Mannschaft nahm er vor gut einem Jahr die Qualifikation auf. Neun Spiele später liegen die Schweizer nicht nur ungeschlagen uneinholbar vorn, sondern lösten durch das 2:1 in Albanien das WM-Ticket sogar erstmals vorzeitig. „Das Schweizer Nationalteam hat in der WM-Qualifikation trotz tiefem Altersdurchschnitt Konstanz und Solidität gezeigt“, urteilte die „NZZ am Sonntag“. Ein Hochkaräter fehlte in Gruppe aber.
„Wenn man einen Umbruch macht, dann muss man Spieler mit Qualität haben“, sagte Hitzfeld im Schweizer Fernsehen. „Man muss einfach mutig sein und erkennen, welche Spieler großes Potenzial haben und noch besser werden können.“ Wie Granit Xhaka, U17-Weltmeister von 2009, oder wie Xherdan Shaqiri.
Das Kraftpaket vom FC Bayern wurde in Tirana zu einem der Hauptdarsteller. „Shaqstarke Nati fährt nach Brasilien. WM, wir kommen!“, titelte die Online-Ausgabe der Boulevardzeitung „Blick“. „Er hat ein ganz wichtiges Tor geschossen“, lobte Hitzfeld. Bei den Münchnern in einer Nebenrolle, bei den Eidgenossen gesetzt, hatte der Offensivspieler das wichtige 1:0 erzielt. Schon vor seinem Treffer hatte er sich am Oberschenkel behandeln lassen, wenige Minuten nach dem Tor wurde er ausgewechselt - und fällt nun erst einmal aus. Am Sonntag verließ der 22-Jährige das Teamquartier und reiste zurück nach München.
Nun misst sich die kleine Schweiz zum dritten Mal in Serie mit den Größen des Welt-Fußballs - zum zweiten Mal unter Hitzfeld. Ein Quartier hat er schon ausgewählt: Die Schweizer beziehen wohl ein Hotel in Guaruja, rund 90 Kilometer östlich von Sao Paulo. Für ein konkretes sportliches Ziel will der Analytiker die Auslosung am 6. Dezember abwarten.
„Was für Gegner haben wir? Haben wir eine Chance auf das Achtelfinale? Wir haben natürlich auch ein gewisses Ziel, aber das ist jetzt noch zu verfrüht“, meinte der frühere Erfolgs-Coach von Bayern München und Borussia Dortmund, dessen Vertrag im Sommer 2014 ausläuft. Shaqiri machte schon klar, dass sein Team „auch in Brasilien guten Fußball spielen und hoffentlich für Furore sorgen“ will. „Der Hunger auf die WM ist sehr groß“, berichtete der 22-Jährige.
In Südafrika 2010 gelang den Alpenkickern zwar ein Auftakterfolg gegen den späteren Weltmeister Spanien, sie blieben aber doch in der Vorrunde hängen. Die EM 2012 fand gar ohne die Schweizer statt. Im August überraschte die Elf dann mit einem Sieg im Testspiel gegen Brasilien. „Die Qualität im Nationalteam ist hoch wie selten und die Anlagen einzelner Fußballer so vielversprechend wie lange nicht mehr“, schrieb die „NZZ am Sonntag“ hoffnungsvoll. Im kommenden Sommer können die Schweizer am Zuckerhut ihr Potenzial unter Beweis stellen.