Holland-Duo jagt Ajax - Cruyff sorgt für Aufregung
Amsterdam (dpa) - Hinter den Kulissen sorgt Clublegende Johan Cruyff immer wieder für Aufregung, im Meisterrennen der „Ehrendivision“ muss sich Ajax Amsterdam dem Angriff von Twente Enschede erwehren.
Nach dem Herzschlagfinale der Vorsaison steht der niederländische Fußball-Rekordchampion bei der angestrebten erfolgreichen Titelverteidigung erneut vor einer nervenaufreibenden Saison.
Wegen Cruyffs „herrischer Art“ hatten in der vergangenen Spielzeit, die durch den Sieg über Twente in letzter Minute mit dem 30. Titel endete, mehrere Vorstandsmitglieder abgedankt. Und auch während des neuen Titelkampfes will die „Nummer 14“ als frisch gewähltes Mitglied des Aufsichtsrats seine Meinung weiter öffentlich äußern. „Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass ich meine eigenen Regeln machen muss“, schrieb Cruyff jüngst in seiner Kolumne in der Boulevardzeitung „De Telegraaf“.
Gegen den Willen des Ajax-Vorstandsvorsitzenden Steven ten Have will der 64-jährige Cruyff laut Medienberichten durchsetzen, dass der frühere Nationalspieler Tscheu La Ling Clubdirektor wird. Für den 55-jährigen Geschäftsmann aus Den Haag konnte sich der Vorstand bislang nicht erwärmen, obwohl der chinesisch-stämmige La Ling 1977, 1979 und 1980 mit Ajax die Meisterschaft gewonnen hatte und als Experte gilt.
Cruyff trete auf „wie ein Schiedsrichter, der nach seinen eigenen Regeln pfeift“, kritisiert das „Algemeen Dagblad“. Vor allem bei sportlichen Personalentscheidungen habe man Forderungen des „Fußball-Vaters“ nachgegeben. Doch die Besetzung des Direktor-Postens in einem börsennotierten Unternehmen wie Ajax könne nicht allein eine „fußballfachliche Angelegenheit“ sein.
Während ein Ende der Unruhe in der Führungsetage nicht absehbar ist, misslang Ajax auch der sportliche Start in die neue Fußball-Saison. Kontrahent Twente Enschede gewann vor einer Woche das Supercup-Spiel um die Johan-Cruyff-Schale - die alljährliche Saison-Ouvertüre - gegen den Promi-Club aus der Hauptstadt mit 2:1. Auch im Pokalfinale im Mai hatte Twente den Rekordmeister bezwungen und will nun Revanche für das späte Meister-K.o. in der Vorsaison.
Sein Team werde mit „totalem Fußball“ in der Tradition von Cruyff überzeugen, versprach Twente-Coach Co Adriaanse bereits. Sein Rezept: „Ein Team, das wie Barcelona spielt.“ Dafür sei die hochmotivierte Mannschaft, die 2010 Meister war, „perfekt geeignet“.
Dabei fehlt Twente inzwischen ein Mann, der in der letzten Saison als Architekt des Spiels gelobt wurde: Theo Janssen (30) stürmt in der neuen Spielzeit ausgerechnet bei Ajax. Dort soll er den uruguayischen Spitzenstürmer Luis Suárez ersetzen, der zum FC Liverpool wechselte. Aber neben Janssen hat Ajax-Trainer Frank de Boer (41) mit Kolbeinn Sigthorsson (21) ein weiteres Offensivtalent eingekauft. Der Isländer war mit 15 Saisontoren 2010/11 der Star des AZ Alkmaar, der 2009 unter Louis van Gaal Meister wurde, jetzt aber nur noch auf Rang fünf kam.
Als drittes Team rechnet sich auch der PSV Eindhoven mit dem früheren Schalke-Trainer Fred Rutten gute Chancen auf einen weiteren Titelgewinn aus. Der Philips-Club muss allerdings den Weggang des ungarischen Topscorers Balazs Dzsudzsak zum russischen Erstligisten Anschi Machatschkala verkraften und investierte die 14 Millionen Euro Ablöse vor allem in aussichtsreiche Talente. „Mit dem aktuellen Kader begeben wir uns auf dünnes Eis“, zweifelte Rutten an den Titelchancen seines Teams und forderte Verstärkungen für die Defensive.
