Supercup: Milan und Inter auf Werbetour in China
Peking (dpa) - Für Milan und Inter geht es in Peking um den ersten Titel der Saison, für den italienischen Fußball um viel Geld.
Die Liga zieht das Supercup-Duell zwischen Meister AC Mailand und Pokalsieger Inter Mailand als riesige Werbeveranstaltung für den „calcio italiano“ auf. „Wir planen das wie ein Champions League-Finale als großes internationales Ereignis“, sagt Liga-Generaldirektor Marco Brunelli. Milan und Inter sollen den chinesischen Milliarden-Markt für den gesamten italienischen Fußball erobern.
Die Liga hat die drei kommenden Supercup-Finals bis 2014 für zehn Millionen Euro an die Chinesen verkauft. Das sind Peanuts gemessen an den erhofften Deals mit Werbepartnern und Fanartikeln. „Es ist schon beeindruckend, wenn man in Peking Jungs in Milan- und Inter-Trikots herumlaufen sieht“, erzählt Brunelli. Das Potenzial für den italienischen Fußball ist riesig, zumal die Serie A in China bereits präsent ist. Seit 20 Jahren wird sie im chinesischen Fernsehen gezeigt. Dafür konnte die Liga bislang aber nur 92 Millionen Euro pro Jahr kassieren. Das Supercup-Finale im Pekinger „Vogelnest“ soll der Serie A nun Rückenwind bescheren. Mehr Fans bedeuten höhere Einschaltquoten und mehr TV-Gelder. Das weiß man auch bei Real Madrid - der spanische Rekordmeister mit Mesut Özil und Sami Khedira ist ebenfalls im Reich der Mitte unterwegs.
Das Interesse an den Mailänder Top-Clubs in Peking ist enorm. „Bei jeder Veranstaltung herrscht große Begeisterung“, berichtete Brunelli. Milans Mannschaftshotel wurde von Fans förmlich belagert. Die Milan-Stars schrieben geduldig Autogramme - im Hotel, beim Training und bei PR-Terminen in italienischen Boutiquen.
Wer den sportlich relativ unbedeutenden Titel drei Wochen vor dem Serie A-Start gewinnt, ist fast egal. Meister Milan ist leichter Favorit, weil die „Rossoneri“ (Rotschwarzen) seit mehr als einem Jahr kontinuierlich und in Ruhe arbeiten. Trainer Massimiliano Allegri hat die Zügel fest in der Hand und im Mittelfeld mit Ex-Bayern-Kapitän Mark van Bommel einen souveränen Regisseur auf dem Platz. Seit dem Wechsel von Andrea Pirlo zu Juventus Turin ist der Niederländer bei Milan noch wichtiger geworden. Vor ihm soll Kevin-Prince Boateng das Spiel nach vorne treiben und die Spitzen Zlatan Ibrahimovic und Pato oder Robinho in Szene setzten.
Während Milan gelassen ins Finale geht, „brodelt es bei Inter“, wie die „Gazzetta dello Sport“ am Freitag feststellte. Der neue Trainer Gian Piero Gasperini steht unter Erfolgsdruck, auch wenn er dies in Peking nicht wahrhaben will: „Ach was, Prüfstein. Hier kann noch niemand meine Arbeit beurteilen“, betonte der Italiener. Die Inter-Fans erwarten nach den Enttäuschungen der vergangenen Saison in Peking dennoch einen Sieg gegen den Lokalrivalen.