„Jesus“ Kennedy köpft Australien zur WM 2014

Sydney (dpa) - Holger Osieck rannte im strömenden Regen von Sydney über den Rasen und herzte seine WM-Helden. 23 Jahre nach dem Titelgewinn als Assistent von Franz Beckenbauer führte der Trainer-Routinier Australien zur WM 2014 und bewies beim 1:0-Zittersieg gegen Irak ein goldenes Händchen.

Nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung erlöste der frühere Bundesliga- Profi Joshua Kennedy die Fans der Socceroos und machte mit seinem Kopfballtreffer (83.) die dritte WM-Teilnahme in Serie perfekt. „Es war eine sehr schwierige Qualifikation, aber wir haben es in den letzten drei Spielen geschafft“, sagte Osieck. „Ich freue mich einfach für die Jungs und die Fans. Es war ein kompliziertes Spiel.“

Australien konnte damit hinter Gruppensieger Japan, der als erstes Team neben dem Gastgeber Brasilien das Ticket zum Weltturnier gebucht hatte, nicht mehr vom Oman oder Jordanien von Platz zwei verdrängt werden. Das Team von Down Under schaffte zum vierten Mal nach 1974, 2006 und 2010 den Sprung zur WM. „Ich bin stolz auf alle. Es war wirklich sehr schwer, aber wir haben die mentale Stärke gezeigt“, sagte Kapitän Lucas Neill. „Es tut mir leid, dass es nicht schön war, aber wir haben sie geschlagen. Lasst uns heute das Positive sehen: Wir fahren nach Brasilien!“

Mit einer Niederlage in Jordanien und zwei Unentschieden gegen den Oman hatte Australien über weite Strecken enttäuschende Leistungen in der letzten Gruppenphase der asiatischen Qualifikation gezeigt. Und auch im ausverkauften ANZ Stadium sahen die 80 000 Zuschauer einen lange Zeit schwachen Auftritt des Heimteams. Nach zwei Minuten parierte Iraks Torwart Nour Sabri einen Schuss von Tim Cahill, Sasa Ognenovskis Kopfball (15.) strich über das Tor. Die Anstrengungen von Bayer Leverkusens Neuzugang Robbie Kruse, der vor einer Woche beim 4:0 gegen Jordanien noch geglänzt hatte, blieben erfolglos.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit kamen die bereits eliminierten Irakis sogar stärker auf, ohne jedoch bei deutlichen technischen Schwächen gefährlich zu sein. Nach einer Hereingabe von Mark Bresciano zeigte Kennedy, unter anderem früherer Angreifer des 1. FC Nürnberg und Karlsruher SC, völlig freistehend keine Nerven. „Jesus rettet“, jubelte der „Sydney Morning Herald“ in seiner Internetausgabe über den 30-Jährigen, der inzwischen seine charakteristische Langhaarfrisur gestutzt hat: „Kennedy besiegelt als Erlöser den World Cup Platz“.

Damit erlebte Australien im Olympiastadion eine Art Déjà-vu: Schon 2005 hatte das Team an der Ostküste sein Ticket zur WM in Deutschland beim Erfolg im Playoff-Elfmeterschießen über Uruguay auf dramatische Weise erreicht. „Es sieht so aus, als ginge es für Australien nicht ohne eine gehörige Portion Qual zur WM-Endrunde“, analysierte „The Australian“.