Katars WM-2022-Jubel: „Traum geht in Erfüllung“
Doha (dpa) - Mit Vuvuzela-Tröten und Wimpeln feierten die Einwohner des kleinen Golfstaates Katar den Zuschlag für die Fußball-WM 2022. „Ein Traum geht in Erfüllung“, riefen die Zuschauer vor der Großleinwand im restaurierten Wafik-Basar im Zentrum der Hauptstadt Doha.
Über mehreren Stadtvierteln stiegen Feuerwerks-Raketen auf. Junge Männer fuhren hupend mit ihren Autos die Uferstraße entlang. Schon kurz nach der Bekanntgabe in Zürich staute sich in der Hauptstadt überall der Verkehr.
Es ist das erste Mal, dass ein arabisches Land Gastgeber einer WM sein wird. Deshalb freut man sich auch in Riad, Kairo und Beirut über die Entscheidung. Im Basar von Doha jubelten Iraker, Ägypter, Tunesier und Sudanesen zusammen mit den Einheimischen. Mehr als 10 000 Menschen drängten sich auf dem größten Platz der Altstadt und in den umliegenden Gassen.
Dass die Katarer gute Chancen hatten, die anderen Bewerber zu übertrumpfen, hatte sich schon vor der Entscheidung angedeutet. Denn der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, und seine Ehefrau, Scheicha Mosa, saßen in Zürich bis zuletzt im Publikum - was Beobachter als Indiz für ihre Siegesgewissheit deuteten - denn die Araber vom Golf sind nicht als gute Verlierer bekannt. So kann man sich als Deutscher in Katars Nachbarland Saudi-Arabien unbeliebt machen, wenn man einen Einheimischen auf den 8:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft über Saudi-Arabien bei der WM 2002 anspricht.
Katar hatte sich bemüht, das Exekutivkomitee des Weltverbands FIFA unter anderem mit ökologischen und entwicklungspolitischen Konzepten zu überzeugen. „Ich denke, vor allem die Pläne, die Stadien zum Teil nach der WM wieder zu zerlegen und dann in ärmeren Staaten wieder aufzubauen, hat die FIFA überzeugt“, sagte ein Beobachter in Doha.
Außerdem gibt es keinen Zweifel an der Finanzkraft des Landes, das durch Gas und Öl reich geworden ist. Was gegen Katar sprach, war vor allem die Hitze. Im Sommer steigen die Temperaturen auf bis zu 50 Grad. Dem begegnen die WM-Macher mit einer technischen Revolution: Alle WM-Stadien werden klimatisiert sein. Einheimische Zuschauer gibt es allerdings kaum in dem kleinen Land, wo rund 80 Prozent der Einwohner ausländische Arbeitsmigranten sind. Insgesamt leben nur rund 1,6 Millionen Menschen in Katar. Selbst bei internationalen Tennisturnieren in Doha sind die Zuschauerränge oft halbleer.
Dass der arabische Kleinstaat trotzdem den Zuschlag bekommen hat, wird wohl auch der Deutschen Bahn nutzen, die den Katarern beim Bau eines modernen Schienennetzes helfen soll. Denn die Bahnstrecken werden nach Einschätzung von Beobachtern vor Ort jetzt wohl schneller fertiggestellt als ohne die WM. Die Einwohner von Katar haben im Zusammenhang mit der WM-Bewerbung nur eine Sorge: Sie befürchten, dass die Immobilienpreise, die im dritten Quartal dieses Jahres bereits um zehn Prozent gestiegen waren, jetzt noch weiter anziehen.