Nach Pleite bei WM-Vergabe: Entsetzen in England
London (dpa) - Mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Entsetzen hat England das erneute Scheitern bei einer WM-Bewerbung aufgenommen.
„Ich bin am Boden zerstört. Was hätten wir besser machen können? Was haben wir falsch gemacht?“, kommentierte der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft, Rio Ferdinand, via Twitter kurz nach der Bekanntgabe der FIFA-Entscheidung zugunsten Russlands.
Auch der frühere Kapitän der „Three Lions“, Alan Shearer, der zum Team der Bewerbungskampagne „England2018“ gehörte, war geknickt. „Man muss sich fragen: Wenn wir es dieses Mal nicht geschafft haben, wann dann?“, fragte Shearer.
Das „Mutterland des Fußballs“ muss damit weiter auf die zweite WM nach 1966 warten. Fans und Schaulustige, die sich trotz harschem Winterwetter vor dem Londoner Rathaus „City Hall“, im Stadtzentrum Manchesters und an anderen Orten des Landes vor großen Videoschirmen versammelt hatten, gingen frustriert und enttäuscht auseinander.
Bis zuletzt hatten Prinz William, Premierminister David Cameron und Superstar David Beckham versucht, die Mitglieder des FIFA- Exekutivkomitees zu überzeugen. Die Presse taufte die drei schon „Three Lions“. Aber England schaffte es nicht, nach den Olympischen Spielen 2012 in London ein zweites sportliches Großereignis in einem Jahrzehnt auf die Insel zu holen. Damit verpasst das zu einem rigiden Sparkurs gezwungene Land umgerechnet 3,8 Milliarden geschätzte Zusatzeinnahmen, die eine WM-Ausrichtung mit sich gebracht hätte.
Englands Bewerbungskampagne kam nach internen Querelen erst spät in Gang und war von allerlei Rückschlägen und Skandalen begleitet. Zudem taten sich Großbritanniens Medien zuletzt mit FIFA-kritischer Berichterstattung hervor. Die „Sunday Times“ entlarvte zwei FIFA- Exekutivmitglieder als potenziell käuflich. Am 29. November bezichtigte die BBC-Sendung „Panorama“ drei andere in einem Fall aus den 1990er Jahren der Bestechlichkeit.