Klinsmann gewinnt „wichtigstes Spiel seiner Amtszeit“
Columbus (dpa) - Der klare Erfolg seiner US-Boys gegen die Nummer 95 der Fußball-Weltrangliste war für Jürgen Klinsmann mehr als nur ein Sieg auf dem WM-Weg nach Russland. Nach dem 4:0-Erfolg über Guatemala kam der Nationalcoach daher auch kaum aus dem Schwärmen heraus.
„Die Einstellung war außerordentlich. Wir haben wunderbar mit der großartigen Kulisse harmoniert, die die Jungs von Beginn an gepusht hat“, meinte Klinsmann nach dem WM-Qualifikationsspiel in Columbus, das der TV-Sender ESPN zuvor zum „wichtigsten Spiel seiner Amtszeit“ erhoben hatte.
Für Klinsmann war es das 83. Spiel als US-Trainer - noch nie hatte er bis dato so sehr unter Druck gestanden. Denn vier Tage vor dem befreienden Sieg hatten sich seine Schützlinge beim 0:2 in Guatemala blamiert. Im Vergleich zum Hinspiel nahm Klinsmann fünf Veränderungen vor. Vor allem die Abwehr stand stabiler, in der Offensive setzte Spielmacher Michael Bradley immer wieder gekonnt die Nebenleute in Szene.
Clint Dempsey (12. Minute) und Geoff Cameron (35.) schossen bis zur Pause ein verdientes 2:0 heraus. Das 3:0 des nachnominierten Graham Zusi nur 18 Sekunden nach Wiederanpfiff war vor 20 624 Zuschauern schon die Entscheidung. Jozy Altidore sorgte für den Endstand (89.). „Wir haben in dieser Drucksituation viel Herz und Charakter gezeigt“, sagte Dempsey.
Das war auch nötig. Während der Partie überquerte sogar ein Flugzeug das Stadion mit einem Banner, auf dem Klinsmanns Entlassung gefordert wurde. Dies hatte auch Ex-National- und Bundesligaspieler Landon Donovan im Falle einer erneuten Niederlage gegen Guatemala verlangt.
Dann hätten die USA bei noch zwei Partien vier Punkte Rückstand auf den zweiten und letzten Qualifikationsplatz in ihrer Vorrundengruppe gehabt. So aber verdrängten die Amerikaner mit sieben Punkten Guatemala von Platz zwei der Staffel C. Es führt Trinidad & Tobago (10), das sich gegen St. Vincent und die Grenadinen mit 6:0 durchsetzte. Der Erste und Zweite erreichen die Sechser-Endrunde des Kontinentalverbandes CONCACAF.
Ganz besonders durfte sich auch US-Debütant Christian Pulisic freuen. In der 81. Minute wechselte Klinsmann den Teenager ein. Mit 17 Jahren und 193 Tagen ist der Profi von Borussia Dortmund der jüngste Spieler der amerikanischen Fußball-Geschichte, der in einer WM-Qualifikationspartie zum Einsatz kam. „Es war ein gutes Spiel, das mir Selbstvertrauen gibt“, meinte Pulisic.
Der Dortmunder Jungprofi könnte bei einem Scheitern in der WM-Ausscheidung nicht mal mit dem US-Team bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro antreten. Denn die Mannschaft von Ex-Bundesligaprofi Andreas Herzog verlor nach dem 1:1 im Relegations-Hinspiel gegen Kolumbien am Dienstag (Ortszeit) die zweite Partie in Frisco/Texas mit 1:2. Damit verpassten die USA unter der Ägide von Klinsmann, der auch Technischer Direktor ist, zum zweiten Mal nacheinander die Olympia-Qualifikation.
Auch Winfried Schäfer muss in der Gruppe B mit Jamaika um das WM-Ticket zittern. In Costa Rica verloren die Reggae Boyz 0:3. WM-Viertelfinalist Costa Rica ist bei zwei noch ausstehenden Partien mit zehn Punkten Erster vor Panama (7) und Jamaika (4).
In der Gruppe A hat sich Mexiko vorzeitig für die so genannte Hexagonal qualifiziert. Auch ohne den Leverkusener Javier Hernandez besiegte „El Tri“ daheim Kanada mit 2:0 und gewann somit auch sein viertes Qualifikationsspiel.