Letzter Akt im abgekühlten Verhältnis Klinsmann/Donovan

Boston (dpa) - Für den US-Fußball ist es das Ende einer Ära, für Nationaltrainer Jürgen Klinsmann schlichtweg der letzte Akt eines längst abgekühlten Arbeitsverhältnisses.

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Am 10. Oktober läuft Landon Donovan im Testspiel in Hartford/Connecticut gegen Ecuador noch einmal im Trikot des US-Nationalteams auf, dann ist dieses Kapitel für den Kalifornier und Klinsmann endgültig beendet. „Er wird das Team als Kapitän aufs Feld führen - das ist eine Sache des Respekts. Er hatte eine herausragende Karriere und wir wollen, dass er diesen Moment genießt“, sagte Klinsmann in Boston, wo sich die Amerikaner im Trainingslager auf die Tests gegen Ecuador und Honduras vorbereiten.

Donovan soll erst einen Tag vor dem Spiel zum Team stoßen und gegen Ecuador auch nur knapp 30 Minuten zum Einsatz kommen. Denn der US-Rekordtorschütze (57) und -Vorbereiter (57) muss bereits am folgenden Sonntag wieder für die Los Angeles Galaxy im Liga-Alltag der Major League Soccer beim FC Dallas ran. Der 32-Jährige wird von Klinsmann ohnehin nur geduldet - gebraucht dagegen schon lange nicht mehr. Ende Mai hatte der Schwabe den bekanntesten Profi des US-Fußballs überraschend aus seinem WM-Kader gestrichen. Seitdem, so Donovan, habe er nichts mehr von Klinsmann gehört.

„Dieser Sommer war schwer - nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie. Du willst nicht, dass deine letzte Erinnerung an die Nationalmannschaft die ist, vom WM-Kader ausgeschlossen zu werden“, betonte Donovan. Er freue sich daher, so der Angreifer, nun die Chance zu haben, sich bei vielen Leuten zu verabschieden, die ihn unterstützt haben. „Es ist ein passender Anlass, um eine Schleife um meine Karriere zu binden.“

Wenn Klinsmann dieser Tage auf Donovan angesprochen wird, antwortet er professionell, aber emotionslos. Die Tageszeitung „USA Today“ schrieb von einer „unbehaglichen Beziehung“ - dabei hatten der ehemalige Bundestrainer und Donovan einst ein gutes Verhältnis. So setzte der Deutsche im Januar 2009 während seiner Amtszeit als Coach des FC Bayern München durch, dass Donovan in den Kader aufgenommen wird - obwohl die Vereinsoberen sich dagegen ausgesprochen hatten. Das Intermezzo wurde zum Flop und galt als eines von vielen misslungenen Klinsmann-Experimenten an der Säbener Straße.

Dass Donovan, der zum Jahresende seine Karriere beendet, nun ein Abschiedsspiel bekommt, hat er einzig und allein Sunil Gulati zu verdanken. Der Präsident des amerikanischen Fußball-Verbandes hatte sich dafür stark gemacht, dem verdienstvollsten Profi des US Soccers ein angemessenes „Farewell“ zu geben. „Wenn die Geschichte über das Wachstum des US-Fußballs erzählt wird, ist Landon Donovan eine zentrale Figur“, so Gulati. „Einen wie Landon Donovan wird es nie wieder geben“, ergänzte Stürmer Jozy Altidore.

Doch Klinsmann schaut nicht zurück, sondern nach vorn. Er hat den WM-Zyklus Richtung Russland 2018 eingeläutet, will jungen Spielern eine Chance geben. Seine nächsten Ziele sind der Gold Cup im kommenden Jahr, die Copa America sowie die Olympischen Spiele 2016 und der Konföderationen-Cup 2017. Donovan ist für ihn ein Relikt aus Amerikas Fußball-Vergangenheit. „Es ist jetzt unsere Aufgabe, junge Spieler zu finden, die seine große Lücke füllen können.“