Lokalrivale Espanyol kann Barça zum Meister machen
Madrid (dpa) - Die für dieses Wochenende erwartete Meisterkrönung von Erzrivale FC Barcelona in der spanischen Fußball-Liga legt die Nerven bei Real Madrid blank.
Weil der offene Machtkampf zwischen Trainer José Mourinho und mehreren Stars gefährlich zu eskalieren drohte, verpasste die Clubführung der „Königlichen“ dem Team einen Maulkorb. Vor dem Auswärtsspiel am Samstag bei Espanyol Barcelona wurde sogar die offizielle Pressekonferenz am Vorabend abgesagt.
Kurz vor dem Redeverbot hatte Kapitän Sergio Ramos nochmal verbal auf den Tisch gehauen: „Basta mit der Polemik ... wir müssen die Egos beiseitelegen und uns auf das Pokalfinale (nächsten Freitag gegen Atlético Madrid) konzentrieren“, wurde der 27-jährige Abwehrmann am Freitag in verschiedenen Sportzeitungen des Landes zitiert.
Ausgerechnet Lokalrivale Espanyol kann Barça zum neuen Meister der Primera División machen. Dazu reicht ein Punktgewinn gegen Real. Vor eigenem Publikum wird der Tabellen-11. kaum zurückstecken, zumal die Blauweißen noch auf die Qualifikation für die Europa League hoffen.
Sollte aber „Noch-Meister“ Real im Cornellà-El Prat-Stadion gewinnen, muss Barça am Sonntag bei Atlético in Madrid drei Punkte holen, um den 22. Ligatitel der Clubgeschichte unter Dach und Fach zu bringen. Am Freitag war noch nicht bekannt, ob Atlético-Coach Diego Simeone einige seiner Leistungsträger um Stürmer Radamel Falcao für das Pokal-Final-Derby im Bernabéu zu schonen gedenkt.
Ein leichtes Spiel erwartet Barcelona-Mittelfeldmann Thiago Alcantara so oder so nicht. „Das ist ein Team, das den dritten Platz und die direkte Qualifikation für die Champions League bereits gesichert hat. Die werden mit Volldampf agieren“, so der 22-jährige Filigrantechniker und Ersatzmann von Weltstar Xavi (33). Den Titel wolle man sich vier Runden vor Meisterschaftsende bei acht Zählern Vorsprung vor Real, das zudem ein Spiel mehr hat, nicht mehr nehmen lassen. „Wir freuen uns, der Titel ist eine Riesensache“, sagte er.
Weniger Freude herrscht zur Zeit bei Real. Nach dem Aus gegen Dortmund in der Champions League hatte Mourinho zum Rundumschlag gegen Stars wie Tormann Iker Casillas, Ex-Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Pepe ausgeholt. Letzterer konterte in einem Interview, und Ronaldo soll, wie spanische Medien am Freitag beteuerten, seinen portugiesischen Landsmann am Mittwoch nach seinem Tor im vorgezogenen Punktspiel gegen den FC Málaga (6:2) auf dem Rasen beschimpft haben.
Real erreichte als erster Club der La Liga den 1000. Heimsieg. Ronaldo erzielte zudem gegen die Andalusier sein Tor Nummer 200 für die „Merengues“. Er benötigte dazu nur 197 Spiele. Zur Beruhigung der Lage trugen diese Zahlen aber nicht bei. Am Freitag fehlte Ronaldo beim Training, ohne dass zunächst der Grund bekanntgegeben wurde.
Eine gute Nachricht gab es aber doch für die Madrid-Fans: Die Verletzung, die sich Mesut Özil nach seinem neunten Saisontor gegen Málaga am rechten Knöchel zugezogen hatte, ist weniger schlimm als befürchtet. „Die erste Geige der Madrider Philharmoniker wird im Pokalfinale dabei sein ... wenigstens etwas“, schrieb das Sportblatt „Marca“ am Freitag unter Berufung auf die Clubärzte. Nach dem Pokalfinale - so das Blatt - werde aber auch bei einem Triumph „das große Big Bang“ bei Real nicht zu vermeiden sein.