„Made in Germany“: Acht Deutsche in der Premier League

London (dpa) - Am Wochenende fällt in der Premier League der Startschuss zur neuen Saison. Acht deutsche Fußballprofis greifen ins Geschehen ein. Besonderes Augenmerk gilt Neuling André Schürrle.

Schürrle trug einen grauen Anzug und ein schickes schwarzes Hemd. Dem Anlass entsprechend. Als er Ende Juni seinen Wechsel in die Premier League mit seiner Unterschrift auf dem Fünfjahresvertrag beim FC Chelsea besiegelte, schaute er strahlend auf die großen Buchstaben am Eingang des Trainingsgeländes in Cobham.

Chelsea Football Club steht dort geschrieben - in Gold. Dem Profikicker, der in Leverkusen behütet zum Nationalspieler wurde, war klar: „Das ist eine andere Welt.“

An der Einschätzung des 22-Jährigen hat sich kurz vor dem Start des Ligabetriebs in England an diesem Wochenende nichts verändert. „Es ist alles viel größer. Die Vorbereitung war komplett anders als das, was ich bisher kennengelernt habe“, sagte Schürrle dem „kicker“. Bis zum Mittwoch hatte er mit seinem neuen Club nur viermal in London trainiert. Die „Blues“ waren lange in Asien und den USA unterwegs.

Schürrle fühlte sich reif für die Insel - und er ist nicht allein. Gleich acht deutsche Kicker greifen am ersten Spieltag, der am Samstag mit der Partie zwischen dem FC Liverpool und Stoke City beginnt, ins Geschehen ein. Neben Schürrle sind das Lukas Podolski und Per Mertesacker (Arsenal), Sascha Riether (Fulham), Robert Huth (Stoke), Gerhard Tremmel (Swansea), Lewis Holtby (Tottenham) und Nick Proschwitz (Hull). Die Zahl ist konstant geblieben. Schürrle kam von Bayer, Proschwitz stieg mit Hull auf. Marco Marin und Thomas Hitzlsperger mussten gehen. Chelsea verlieh Marin an den FC Sevilla. Hitzlsperger wurde beim FC Everton aussortiert.

„Made in Germany“ steht bei den Engländern hoch im Kurs. Bei großzügiger Zählweise sind es sogar zehn Spieler. Australiens Rekordnationalspieler Mark Schwarzer (Chelsea) und der iranische Auswahlspieler Ashkan Dejagah (Fulham) haben zumindest auch die deutsche Staatsbürgerschaft. In dieser Saison verdienen 26 ehemalige Bundesligaprofis ihr Geld auf der Insel, darunter Stars wie Edin Dzeko (ManCity), Demba Ba (Chelsea) oder Shinji Kagawa (ManUnited).

Die Nationalspieler Podolski, Mertesacker, Schürrle und auch der derzeit noch verletzte Holtby stehen aus deutscher Sicht im Fokus. Sie möchten sich für die WM in Brasilien empfehlen und in England vorher um Titel spielen. „Wir wollen mit einer jungen, hungrigen Truppe angreifen. Die Ausgangsposition ist gut, aber was heißt das schon. Wir konkurrieren mit sechs Teams, die viel Geld investieren“, sagte Mertesacker. Teamkollege Podolski betonte: „In der letzten Saison haben Kleinigkeiten gefehlt. Man muss höllisch aufpassen. In jedem Spiel geht es um alles“.

Arsenal wurde in der vergangenen Saison Vierter und muss hoffen, über die Playoffs wenigstens in die Champions League zu rutschen. Trainer Arsène Wenger hält den 14. Meistertitel auch in dieser Spielzeit für möglich - steht mit dieser Meinung aber ziemlich allein da. Die großen Drei, Manchester United, Manchester City und Chelsea, haben nicht nur finanziell ganz andere Möglichkeiten - und alle drei auch einen neuen Trainer.

Vor allem die Rückkehr von Chelseas Starcoach José Mourinho bewegt die Liga. „Er ist sehr fokussiert, ordnet alles dem Erfolg unter, lässt uns viel und hart trainieren. Für ihn ist eine Trainingseinheit genauso wichtig wie ein Spiel, und Testspiele sind für ihn fast schon gleichbedeutend mit Punktspielen. Ich denke, die Art kommt mir zugute“, sagte Schürrle dem „kicker“. Der 22-Jährige hat in der Offensive große Konkurrenz. Mourinho lobt ihn, der britische Sender BBC zählt ihn zu einem von fünf Neuen, die man unbedingt beachten müsse. „Natürlich kann man nicht voraussagen, ob ich direkt einschlage oder noch etwas Zeit brauche“, sagte Schürrle, aber darüber mache er sich keine Gedanken. „Ich wollte diesen Schritt unbedingt und mich weiterentwickeln, nicht nur fußballerisch, sondern auch in meiner Persönlichkeit.“

Am Sonntag kommt Aufsteiger Hull an die Stamford Bridge. „Tiger“ Proschwitz freut sich darauf. „Sich mit den Besten zu messen, ist eine tolle Herausforderung. Ich freue mich auf jedes Spiel und will so viel wie möglich mitnehmen“, sagte der Premier-League-Neuling. Bei Schürrle klang das ähnlich: „Es ist eine große Herausforderung, und ich bin sehr froh, dass ich den Schritt nach England gewagt habe.“ Willkommen in der neuen Welt.