Milans Träume: Titel, Gärtner und „Silvio“-Stadion

Mailand (dpa) - Diesen Tag hat der AC Mailand seit Jahren herbeigesehnt. Drei Spieltage vor dem Ende der Serie A steht Milan vor dem Gewinn seines 18. Meistertitels und damit vor der Ablösung des verhassten Lokalrivalen Inter.

Nach fünf Meisterschaften in Serie und dem Triple-Gewinn in der vergangenen Saison muss Inter abdanken und den „Rossoneri“ Italiens Fußball-Thron überlassen. Ein Punkt am Samstagabend beim AS Rom würde Milan schon zum vorzeitigen Gewinn des „Scudetto“ reichen.

Angesichts eines Vorsprungs von acht Punkten scheint der Titelgewinn für die „Rotschwarzen“ nur noch eine Formsache. „Der Titel ist zu 99 Prozent sicher“, meinte Trainer Massimiliano Allegri, der gleich im ersten Jahr mit Milan triumphieren kann. Und das sogar doppelt: Denn Allegri will das Double.

Und da die Mailänder bereits am Dienstag zum Halbfinal-Rückspiel im italienischen Pokal (Hinspiel 2:2) nach Palermo müssen, hat der Coach statt einer Meisterfeier ein Trainingslager angesetzt. Am Sonntagmorgen wird um 10 Uhr trainiert. „Wir werden noch genug Zeit zum Feiern haben“, erklärte der Coach.

Milans Chancen auf den einen Punkt in Rom stehen gut. Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic kehrt nach seiner zweiten Rot-Sperre in diesem Frühjahr ebenso zurück wie Ex-Bayern-Kapitän Mark van Bommel nach seiner Gelb-Pause. Der Niederländer soll dem Mittelfeld Sicherheit geben, der gebürtige Berliner Kevin Prince Boateng als Bindeglied zwischen Mittelfeld und Angriff fungieren.

Dort wird „Zlatan der Wütende“, wie ihn die „Gazzetta dello Sport“ am Freitag nannte, sicher handzahm sein. In Rom trifft der Schwede nämlich auf Referee Emidio Morganti, der ihn vor einem Monat wegen Linienrichter-Beleidigung vom Platz geschickt hatte.

In Rom wird sich Ibrahimovic zusammenreißen. Davon sind die Mailänder ebenso überzeugt wie von ihrem Titelgewinn. Trainer Allegri hat über das anvisierte Double hinaus auch schon die nächste Saison im Visier. „Da wird der Champions League-Titel unser Ziel Nummer eins“, meinte der Coach. Club-Besitzer Silvio Berlusconi hat bereits Verstärkungen versprochen. Ganz oben auf der Wunschliste steht derzeit der brasilianische Mittelfeldstar Paulo Henrique Ganso vom FC Santos.

„Wichtiger als Verstärkungen wäre für uns ein Gärtner. Der Rasen in San Siro ist eine Schande“, meinte dazu Milan-Star Massimo Ambrosini spöttisch. Das Giuseppe Meazza-Stadion würde Berlusconi am liebsten in „Silvio Berlusconi-Stadion“ umbenennen, ließ der italienische Ministerpräsident in einer Fernsehsendung durchblicken. Die Stadt Mailand sollte es sich überlegen. Vielleicht schenkt Berlusconi in seiner Meister-Laune dann nicht nur seinem Club ein paar neue Stars, sondern San Siro auch noch einen neuen Gärtner.