Mourinho ist „gescheitert“ - Real ohne Trost-Titel
Madrid (dpa) - José Mourinho war zutiefst verbittert. „In dieser Spielzeit habe ich versagt, das war die schlechteste Saison meiner Karriere“, meinte der Trainer mit versteinerter Miene nach dem Scheitern von Real Madrid im Pokalfinale gegen den Lokalrivalen Atlético.
Der Portugiese steht in dieser Spielzeit praktisch mit leeren Händen da. Er machte nicht einmal Anstalten, sich als fairer Verlierer zu geben. „Ich glaube, Atlético hat den Pokalgewinn nicht verdient“, raunzte der Coach des spanischen Fußball-Rekordmeisters.
Reals 1:2-Niederlage nach Verlängerung verärgerte den Trainer so sehr, dass er nach dem Abpfiff nicht auf die Ehrentribüne emporstieg, wo König Juan Carlos die Medaillen an die Endspielteilnehmer verteilte. Mourinho schien die Pleite geahnt zu haben. Als das Finale vor Ende der regulären Spielzeit auf des Messers Schneide stand, beschimpfte er den Unparteiischen so eindringlich, dass diesem keine andere Wahl blieb, als den Real-Trainer in die Katakomben des Bernabéu-Stadions zu schicken.
In der dramatischen Schlussphase des Finales spielte Real praktisch ohne Trainer. Mourinhos Assistent Aitor Karanka stand wie verloren an der Seitenlinie, die Kommandos von der Bank gaben nun die Profis Iker Casillas und Pepe, die der Trainer ins zweite Glied verbannt hatte. Der Abschied von Mourinho scheint bei Real beschlossene Sache zu sein. In der Champions League waren die „Königlichen“ im Halbfinale an Borussia Dortmund gescheitert, in der spanischen Liga wurden sie vom FC Barcelona abgehängt. Der einzige Saisonerfolg ist spanische Supercup, aber der zählt nicht zu den großen Titeln.
Real-Präsident Florentino Pérez hatte Mourinho gerne als den „besten Trainer der Welt“ anpriesen. Er investierte in der dreijährigen Amtszeit des Portugiesen 180 Millionen Euro für neue Spieler. Die Erfolgsbilanz - ein Pokalsieg und eine Meisterschaft - fiel jedoch mager aus. In Madrid geht man davon aus, dass der Trainer in der kommenden Saison zum FC Chelsea zurückkehren wird.
„Mourinho bleib noch!“, höhnten die Atlético-Fans nach dem Pokalsieg. Für die Rot-Weißen ist mit dem Erfolg im Finale ein Bann gebrochen: Sie feierten den ersten Sieg über den großen Nachbarn seit fast 14 Jahren. Das Sportblatt „As“ witzelte: „Mourinho hat einen Rekord aufgestellt. Er ist der erste Trainer seit 14 Jahren, der mit Real gegen den Stadtrivalen verloren hat.“
Atlético-Trainer Diego Simeone brachte das Kunststück fertig, innerhalb von 16 Monaten drei Titel mit Atlético zu holen: Der Argentinier gewann die Europa League, den europäischen Supercup und nun den spanischen Pokal. „The Special Three“, witzelte das Sportblatt „Marca“ unter Anspielung auf „The Special One“, wie Mourinho sich gerne bezeichnen lässt.
Dabei hatte das Finale für Real gut begonnen. Cristiano Ronaldo (14. Minute) erzielte per Kopfball das 1:0. Diego Costa (34.) glich noch vor der Pause aus, aber Real bestimmte das Spielgeschehen. Ronaldo, Karim Benzema und Mesut Özil scheiterten am Pfosten. Der Deutsche hatte auch in zwei anderen Szenen wenig Glück: Mal wehrte Atlético-Verteidiger Juanfran einen Özil-Schuss auf der Torlinie ab, mal verhinderte Torwart Thibaut Courtois mit einem Reflex einen Treffer des Deutschen. „Özil hatte den Pokalsieg auf dem Fuß“, meine „Marca“.
Als Miranda (98.) in der Verlängerung das 2:1 für Atlético erzielte, verloren mehrere Akteure die Nerven. Ronaldo trat dem Atlético-Kapitän Gabi ins Gesicht und erhielt die Rote Karte. An der Seitenlinie kam es zu tumultartigen Szenen, Ersatzspieler und Betreuer lieferten sich ein Gerangel. Courtois wurde von einem Wurfgeschoss am Kopf getroffen.