Niederländer wollen Hamburg-Revanche - Ziel: Titel
Amsterdam (dpa) - Für Holland kommt es bei der EM knüppeldick, und entsprechend angsterfüllt fielen die ersten Reaktionen nach der Gruppenauslosung aus. „Schwer wie Blei“, „Gruppe des Todes“ - die Schlagzeilen der Presse verdeutlichten die Sorgen im Hinblick aufs Turnier in Polen und der Ukraine.
Als der erste Schreck verflogen war, gaben sich die niederländischen Fußballstars schon wieder kämpferisch. „Wir sind stark genug, um Europameister zu werden. Wir haben genauso gute Chancen wie vor der Auslosung“, sagte Hollands Mittelfeldstratege Wesley Sneijder. Mit Deutschland, Portugal und Dänemark erwischte der Europameister von 1988 das schwerste Los.
Vor allem der Respekt vor Erzrivale Deutschland ist groß. Das DFB-Team wird seit der 0:3-Schmach Mitte November in Hamburg schon als neuer Angstgegner gefürchtet. Trainer Bert van Marwijk will dennoch Vorteile erkannt haben, in der „schwersten Gruppe“ der Europameisterschaft antreten zu müssen: „Dadurch sind die Spieler jetzt schon hochmotiviert.“ Deutschland sowie Portugal und Dänemark seien „gewaltige Gegner“. Die Aufgabe in Gruppe B sei daher „extrem schwer, aber ich finde sie eigentlich auch sehr schön“.
Dass die „Oranjes“ von ihrem Stammquartier im polnischen Krakau stets mehr als 1300 Kilometer zum Spielort Charkow zurücklegen müssen, störte den Bondscoach nur wenig. „Für uns macht das nicht so viel aus“, meinte der frühere Trainer von Borussia Dortmund. Ärgerlicher ist das schon für die stets so reisefreudigen Anhänger der Niederländer. „Für unsere Fans ist es natürlich schade, Charkow ist schwer zu erreichen“, sagte van Marwijk.
Doch auch wenn nicht ganz so viele Oranje-Fans in die Ukraine kommen sollten, will das Team bei der EM für Furore sorgen. Dirk Kuyt, Lieblingsspieler von Prinzessin Máxima, blickt voller Vorfreude auf das Duell mit der DFB-Auswahl, denn am 13. Juni in Charkow „bekommen wir Gelegenheit, die Niederlage von Hamburg wettzumachen“, wie der Stürmer des FC Liverpool verdeutlichte. Oranje-Kapitän Mark van Bommel stieß ins selbe Horn: „Hamburg war eine Warnung. In Charkow können wir zeigen, dass wir ebenbürtig sind.“
Wer wie Holland Europameister werden wolle, fügte Kuyt hinzu, müsse sowieso jeden Gegner schlagen können. „Egal in welcher Phase des Turniers man mit ihm konfrontiert wird.“ Und der WM-Zweite verfügt trotz der Blamage gegen Deutschland über großes Potenzial: Sneijder, Arjen Robben, Robin van Persie, Klaas Jan Huntelaar - die Offensive ist gigantisch besetzt. Mit einem Torverhältnis von 37:8 schloss van Marwijks Mannschaft die EM-Qualifikation ab. Erst im letzten, bereits bedeutungslosen Duell in Schweden gab es mit einem 2:3 die einzige Niederlage nach zuvor neun Siegen.
Die „Elftal“ ist fest entschlossen, an internationale Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen: Dreimal standen die Niederländer im WM-Finale und wurden einmal Europameister - damals, 1988, nach einem 2:1-Sieg über Deutschland im Halbfinale.