Özil, Mertesacker, Podolski: Deutsches Trio für Arsenal

London (dpa) - Per Mertesacker soll Mesut Özil gut zugeredet haben. Lukas Podolski hieß seinen „Bro“ direkt nach der Bekanntgabe des Rekord-Transfers via Twitter herzlich in London willkommen. Und Coach Arsène Wenger freute sich diebisch, dass ihm der „Özil-Coup“ gelungen war.

Für 42,5 Millionen Pfund (50 Millionen Euro) hatte der Franzose kurz vor dem Ende der Transferperiode am Montagabend den Mittelfeldspieler von Real Madrid zu Arsenal London geholt und damit das deutsche Trio bei den Gunners komplettiert.

Es ist ein Transfer der Superlative. Özil ist nun der teuerste deutsche Fußballer der Geschichte. Sein Wechsel ist zudem der fünftteuerste im Jahr 2013 und der drittteuerste im britischen Fußball. Nur Fernando Torres, der 2011 für 50 Millionen Pfund vom FC Liverpool zum FC Chelsea wechselte, und Carlos Tevez waren kostspieliger. Für den Argentinier hatte Manchester City seinerzeit 45 Millionen Pfund locker gemacht. Mit der Verpflichtung des Edel-Technikers Özil hat Arsenal außerdem seinen bisherigen vereinsinternen Transferrekord fast verdreifacht.

Bis Montag galten Santi Cazorla und Andrej Arschawin als die teuersten Zugänge der Gunners. Der Spanier kam 2012 vom FC Malaga und soll 18 Millionen Pfund gekostet haben. Arschawin wechselte 2009 von Zenit St. Petersburg für rund 16 Millionen Pfund auf die Insel. In den englischen Boulevardmedien nennen sie Wenger deshalb nun den „Big Spender“. Der Coach habe nach Jahren Einkaufsbummel bei der Billigkette „Primark“ nun endlich einmal im Luxuskaufhaus „Harrods“ geshopt. Özil soll außerdem das Gehaltsgefüge bei Arsenal durcheinanderwirbeln. Der „Guardian“ berichtet von einem Verdienst von 150 000 Pfund pro Woche. Es soll mit großem Abstand die höchste Überweisung auf das Konto eines Spielers sein.

Auch in Spanien geht der Transfer von Özil in die Geschichte ein. Es ist der teuerste Spielerverkauf von Real. Den bisherigen Rekord hatte der Brasilianer Robinho gehalten, der 2008 für eine Ablösesumme von 43 Millionen Euro zu Manchester City gewechselt war. „Der Unterschied ist jedoch, dass Real sich jetzt nicht von einem Spieler trennt, dessen Einsatzbereitschaft (wie bei Robinho) angezweifelt wurde“, betonte die Zeitung „El País“.

„Die Madrilenen gaben nun einen 24-jährigen Profi ab, der sich noch in der Entwicklung befindet. Özil besitzt spielerische Qualitäten, über die kein anderer im Kader verfügt“, meinte die angesehene Zeitung. Der Deutsche zahlt nach übereinstimmender Meinung der spanischen Kommentatoren die Rechnung für die „Fiesta“ der Rekordverpflichtung von Gareth Bale.

Viele Real-Fans bedauern den Weggang Özils. In einer Internetumfrage des Sportblatts „As“ sprachen sich 66 Prozent gegen den Transfer aus. Bei der Vorstellung von Bale protestierten Fans in Sprechchören gegen den Weggang des Deutschen. Real-Präsident Florentino Pérez gebot ihnen zu schweigen, obwohl Özil eine gute Bilanz vorweisen kann. In den drei Jahren bei Real absolvierte er 103 Ligaspiele, erzielte 19 Treffer und gewann Pokal und Meisterschaft. Kein Spieler in der Primera División gab seit 2010 mehr Torvorlagen als er. Genau wie Lionel Messi vom FC Barcelona kam er auf 47.

In der Premier League stehen nun zum ersten Mal drei deutsche Nationalspieler im Kader eines Vereins. Erinnerungen werden wach an die große Zeit von Lothar Matthäus, Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann bei Inter Mailand. Matthäus und Brehme wurden 1989 dort italienischer Meister. Zu dritt holten die Nationalspieler 1991 für Inter den UEFA-Pokal. 1990 waren sie nach ihrer ersten gemeinsamen Saison in Italien mit Deutschland Weltmeister geworden. „Bei Inter wurde damals deutsch gesprochen“, erinnerte Brehme vor einiger Zeit in einem Interview, wie sehr man damals bei dem Club den Ton angegeben habe.

Möglicherweise setzt auch Wenger Hoffnung auf eine Blockbildung und verspricht sich, mit dem „FC Arsenal Deutschland“ wieder in das Titelrennen in der Premier League eingreifen zu können. In der Talentschmiede seines Vereins stehen in Thomas Eisfeld, Serge Gnabry, Leander Siemann und Gedion Zelalem zudem vier weitere Deutsche auf dem Sprung in den Profikader. Gnabry und Zelalem saßen am Sonntag im Derby gegen Tottenham bereits auf der Bank.