Rassismus-Eklat in Italien: Diskussion über Strafen

Zürich (dpa) - Nach dem erneuten Rassismus-Eklat in Italien fordern viele Funktionäre und Politiker härtere Strafen und ein entschlosseneres Vorgehen.

FIFA-Präsident Joseph Blatter kritisierte die milde Geldstrafe von 50 000 Euro für den AS Rom als „überraschend und völlig unverständlich“. Auch in Italien hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass Geldstrafen alleine im Kampf gegen den Rassismus nicht genügen. Nationaltrainer Cesare Prandelli will Spiele nach rassistischen Zwischenfällen abbrechen, der Präsident des Fußballverbandes, Giancarlo Abete, Teile der Stadien schließen.

Bei der Partie in der Serie A zwischen dem AC Mailand und AS Rom hatten Fans des Hauptstadt-Clubs die dunkelhäutigen Profis Mario Balotelli und Kevin-Prince Boateng mit rassistischen Sprechchören beleidigt. Das Spiel wurde daraufhin unterbrochen, das Sportgericht verurteilte Rom zu der Geldstrafe.

„Es wurde keinerlei genauere Untersuchung der Ereignisse durchgeführt. Und eine Geldstrafe alleine bringt nichts, das ist inakzeptabel. Geld wird man immer aufbringen können“, kritisierte Blatter in einem Interview auf der Internetseite des Fußball-Weltverbandes. Erst vor kurzem hatte die FIFA eine Task Force gegen Rassismus gegründet und schärfere Sanktionen angekündigt. Blatter sagte, er wolle sich nun an den italienischen Verband wenden.

Auch dessen Präsident Abete forderte ein härteres Vorgehen. „Die Geldstrafen lösen das Problem nicht, weil es gewisse Personen nicht interessiert, dass ihr Verein Strafen bekommt“, sagte er. Stattdessen müsse diesen Fans der Zugang zum Stadion verweigert werden. „Es ist der Moment gekommen, die Grenze von Geldstrafen zu überschreiten und Teile des Stadions zu schließen.“ Am 24. Mai solle bei der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitee über Maßnahmen diskutiert werden.

„Ich denke, dass es die nächsten Male keine kurze Unterbrechung geben wird, sondern einen Spielabbruch“, forderte Nationaltrainer Prandelli. „Wir sind alle verantwortlich, auch die Fans, die gegen solche Gesänge rebellieren müssen.“ Italienischen Medien reagierten empört auf die Vorfälle. Der „Corriere della Sera“ titelte „Jetzt reicht's!“, die „Gazzetta dello Sport“ forderte: „Rassisten raus“.

Die italienische Sportministerin und frühere Kanu-Olympiasiegerin Josefa Idem bezeichnete die Attacken als „beschämend“ und „inakzeptabel“. Sie forderte eine engere Zusammenarbeit und betonte: „Alle müssen sich in diesem Kampf verantwortlich fühlen.“