Real Madrids Darbietung entzückt sogar die Gegner
Madrid (dpa) - Die Fußball-Show von Real Madrid war so toll, dass sich am Ende diesmal sogar die Verlierer vom UD Levante freuten.
„Wir fliegen mit gutem Gefühl zurück, denn unser Gegner war spektakulär. Die sind so schnell, strotzen nur so vor Selbstvertrauen“, meinte Stürmer David Barral und war hin und weg nach dem 0:3 seines UD Levante bei Real Madrid.
Nachdem Erzrivale FC Barcelona durch das 0:1 bei Abstiegskandidat Real Valladolid endgültig in die Krise geschlittert war, erhöhten die „Königlichen“ ihren Vorsprung vor den Katalanen an der Spitze der Primera División auf vier Punkte. Mit 64 Zählern liegt Atlético Madrid drei Punkte hinter dem Leader auf Platz zwei.
Der Vorsprung des spanischen Rekordmeisters ist zwar (noch) überschaubar. Aber die Darbietungen der Schützlinge von Trainer Carlo Ancelotti sind seit vielen Wochen derart imponierend, dass die Montagsschlagzeile der Sportzeitung „As“ nicht übertrieben klingt: „Real zerstört die Liga“, hieß es riesengroß auf Seite eins. Für das Madrider Konkurrenzblatt „Marca“ „fliegen“ Cristiano Ronaldo & Co. bereits regelrecht zur Entthronung Barças und zum 33. Liga-Titel.
Sogar das zumeist sehr zurückhaltende Renommierblatt „El País“ kann sich inzwischen der allgemeinen Entzückung nicht mehr entziehen. Es erhob Ronaldo nach dessen sehr sehenswertem Kopfballtor zum 1:0 (11.) zum „Herkules“ und stellte fest, dass die Real-Profis sehr viel „Hunger“ zeigen. Nachdem Marcelo (49.) und Nikos (81./Eigentor) vor 75 000 Zuschauern im Santiago Bernabéu für den Endstand gesorgt hatten, machte Real eine Serie von 29 Pflichtspielen ohne Niederlage perfekt. Ancelotti nähert sich immer mehr dem unter dem Niederländer Leo Beenhakker (34) in der Saison 1988/89 aufgestellten Club-Rekord.
Wer sollte es angesichts dieser Zahlen den Madrider Journalisten verübeln, dass sie Ancelotti rompt nach den Chancen für das Triple fragten und vom Italiener sogar wissen wollten, welche Elf er denn beim Champions-League-Finale in Lissabon aufzubieten gedenke? Dass man nach Überwindung des „Hindernisses“ FC Schalke 04 (Real war im Hinspiel in Gelsenkirchen zu einem 6:1 „spaziert“) erst im Viertelfinale steht, interessiert niemanden. In Madrid träumen alle von der „Décima“ - dem zehnten Gewinn der europäischen Königsklasse.
Ancelotti ist eher als Tiefstapler bekannt. Aber selbst er, der nach seinen Triumphen mit dem AC Mailand, Chelsea und Paris Saint-Germain das Kunststück schaffen könnte, als Trainer in vier großen europäischen Ligen Meister zu werden, musste nach dem Sieg über UD Levante einräumen: „Bei uns klappt zur Zeit einfach alles.“ Und wenn der 54-Jährige Fans, Schützlinge und Medien vor allzu großer Euphorie warnt, dann nennt er als Risiko nicht Gegner wie den FC Barcelona und nicht einmal den FC Bayern München. „Das größte Risiko für uns ist, dass wir anfangen, uns zu viele Gedanken zu machen“.