Ronaldo stürmt für Brasilien - das letzte Mal

São Paulo (dpa) - „Il Fenômeno“ Ronaldo läuft noch einmal im Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft auf - für 15 Minuten muss die Luft reichen.

Der nicht mehr ganz schlanke dreifache „Weltfußballer des Jahres“ soll im Testspiel am Dienstag gegen Rumänien etwa in der 30. Minute eingewechselt werden und bis zur Pause spielen. „Es wird emotional werden, zum Schaudern, zum Weinen“, schwant dem 34-jährigen Stürmer, der am 14. Februar das Ende seiner aktiven Laufbahn verkündet hatte.

Ohne Abschiedsspiel wollte Brasiliens Fußballverband CBF Ronaldo nicht ziehen lassen. Die „Seleção“ weiß, was sie ihm zu verdanken hat. Zweimal wurde er mit Brasilien Weltmeister (1994 und 2002) und er ist mit 15 Toren WM-Rekordtorschütze. „Meine Geschichte mit der 'Seleção' war ein wunderbarer Traum, den ich gelebt habe. Es war der glücklichste Moment und das wichtigste Trikot, das ich in meiner Laufbahn getragen habe“, sagte Ronaldo in einem der Interviews der vergangenen Tage. „Die 'Seleção' gab mir Popularität, gab mir Status und gab mir Stolz.“

Der in seiner Karriere oft vom Verletzungspech verfolgte Ronaldo beendete seine Laufbahn vor rund vier Monaten beim brasilianischen Erstligisten Corinthians São Paulo, wo er seit Dezember 2008 unter Vertrag stand. Die Fangemeinschaft habe ihn aufgenommen wie keine zweite, schwärmte der Stürmer mit der „Nummer 9“, der sich nun nach dem Abschied, ganz seiner Sportmarketingfirma „9ine“ widmet. Doch Corinthians war nur die letzte Station einer langen Karriere.

In Europa spielte „Ronaldo Luís Nazário de Lima“ für den PSV Eindhoven, FC Barcelona, Inter Mailand, Real Madrid und AC Mailand. Er trug sich als Liga-Torschützenkönig in Spanien und den Niederlanden in die Annalen ein, holte mit Real Madrid zwei Meistertitel, gewann mit Inter Mailand den UEFA-Cup und wurde zweimal zu „Europas Fußballer des Jahres“ gekürt (1997, 2002).

Zum Schluss aber war es doch eine arge Quälerei für den in die Jahre gekommenen Stürmer, der von Brasiliens Medien auch gerne schon mal mit „O Gordo“ (Der Dicke) bezeichnet wurde. „Ich kämpfe gegen die Waage und die Schmerzen“, räumte er selbst 2010 ein und nährte so Gerüchte über seinen vorzeitigen Ausstieg. Eigentlich lief der Vertrag bei Corinthians noch bis Ende 2011.

Doch selbst wenn die „Seleção“ den altgedienten Kämpen am Dienstag im Pacaembu-Stadion in São Paulo ehrenvoll entlässt, ist Ronaldo immer für Überraschungen gut. Erst kürzlich hatte die Vereinsführung von Corinthians verkündet, dass Ronaldo aus Promotionsgründen mehrere Freundschaftsspiele für den Club aus São Paulo bestreiten wolle. Es könnte also sein, dass die Fans den „Fußball-Rentner“ doch noch das ein oder andere Mal in Aktion sehen können.