Rooney-Frage nach Englands perfekter EM-Quali

Berlin (dpa) - Nicht mal die perfekte EM-Quali-Mission mit 10 Siegen aus 10 Spielen kann das Misstrauen im Fußball-Mutterland zerstreuen.

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„Es ist so vorhersehbar wie peinlich geworden. Immer wenn England eine WM oder eine EM erreicht, weicht alle Hoffnung schnell der Verzweiflung und Enttäuschung“, kommentierte der britische „Mirror“. 20 Jahre wird es bei der EM 2016 in Frankreich her sein, dass England es zumindest unter die besten Vier schaffte, Endstation war damals - 1996 im Elfmeterschießen - Deutschland.

Kein Wunder, dass der „Express“ in einer Online-Umfrage, ob England 2016 den Titel holen könne, neben den Antworten „Ja“ und „Nein“ auch noch die Variante: „Macht ihr Witze? Absolut keine Chance“ anbot. Einen Tag nach dem 3:0-Sieg im letzten Qualifikationsspiel in Litauen trauten bis zum frühen Nachmittag nicht mal ein Viertel der Leser der Mannschaft von Trainer Roy Hodgson den Titel zu.

Dabei lösten die Engländer nicht nur als erste Mannschaft aller Teams neben der gesetzten Équipe tricolore das Ticket für die EM vom 10. Juni bis 10. Juli 2016. Als einziges Team gaben die „Three Lions“ nicht mal einen Punkt ab, erzielten 31 Tore und kassierten nur drei. „Wir sind das neue Deutschland“, meinte Ex-Nationalspieler Gary Lineker bei Twitter.

„Ich habe dran geglaubt, dass wir es ungeschlagen schaffen können“, sagte Trainer Hodgson: „Ich bin sehr stolz auf die Leistung der Spieler.“ Dabei kamen in den zehn Partien 32 Akteure zum Einsatz, immer wieder musste Hodgson auch verletzungsbedingt sein Team umbauen.

Gegen Litauen fehlte beispielsweise auch wieder Kapitän Wayne Rooney. Der 29 Jahre alte Stürmer klagt über Sprunggelenksprobleme. Der Rekordtorschütze Englands steht aber auch sinnbildlich für das bisherige Abschneiden des Teams bei großen Turnieren.

Bei seinen drei WM-Teilnahmen kam er gerade mal auf einen Treffer. Bei der EM 2012, als die Engländer im Viertelfinale im Elfmeterschießen gegen Italien ausschieden, kam Rooney auch nur auf ein Turnier-Tor. „Wenn die 'Three Lions' bei der EURO 2016 Erfolg haben wollen, muss Hodgson auch das Undenkbare in Betracht ziehen: Rooney wegzulassen“, meinte der „Mirror“.

Über derlei riskante wie hochkarätige Personalentscheidungen muss sich Hodgsons slowakischer Kollege Ján Kozák nicht den Kopf zerbrechen. Erstmals wird das Land bei einer EM sein, nach dem 4:2-Sieg in Luxemburg ließen seine Spieler den Coach hochleben. Den Triumph will er nun aber erstmal sacken lassen. „Jetzt werde ich nach Hause gehen und eine entspannte Partie Golf spielen. Danach werden wir uns auf die EURO vorbereiten“, sagte Kozák. Die Slowaken sicherten sich Platz zwei hinter Titelverteidiger und Ex-Weltmeister Spanien.

Großes Aufatmen herrschte am Tag nach dem entscheidenden 2:0 des künftigen WM-Gastgebers Russland gegen Montenegro. Coach Leonid Sluzki gelang es, das Team nach der Entlassung von Fabio Capello wieder auf Erfolg zu trimmen. „Er hat nicht viel Zeit gehabt, aber in der kurzen Phase hat er viel geschafft, und das zeigt sich in den Ergebnissen. Er hat gezeigt, was für ein guter Trainer er ist“, meinte Mittelfeldspieler Alan Dsagojew.

Wie es mit Sluzki weitergeht, ist allerdings offen. Sein Vertrag galt zunächst nur bis zum Ende der Qualifikationsphase, ist er doch auch noch Cheftrainer des russischen Spitzenclubs ZSKA Moskau. „Wir werden uns später darüber unterhalten“, kündigte Sluzki an.

Österreich war aber auch für Sluzkis Russen eine Nummer zu groß. Die Alpenrepublik blieb wie England ohne Niederlage und feierte zum Abschluss einen 3:0-Sieg in Liechtenstein. „28 Punkte sind ein
richtiges Zeichen, eine richtige Duftmarke“, meinte Trainer Marcel Koller.