Confederations Cup Russland und Mexiko spielen um Endrunde: „Wie ein Finale“
Kasan (dpa) - Russland liebt diesen Druck offenbar. Das Schicksal des Gastgebers beim Confederations Cup entscheidet sich im letzten Moment.
Für die Sbornaja wie für den Gold-Cup-Sieger aus Mexiko geht es im dritten Gruppenspiel am Samstag um den Einzug ins Halbfinale. „Wenn du unbedingt einen Sieg brauchst, ist das gut. Das ist wie ein Finale“, sagt Russlands wichtigster Sportfunktionär Witali Mutko.
Nach der 0:1-Niederlage gegen einen technisch dominanten Europameister Portugal sind die Wettquoten für einen Erfolg Russlands beim Confed Cup allerdings schlechter geworden. „Die Sbornaja hat Probleme beim Umschalten von der Defensive in die Offensive“, analysiert die Zeitung „Sport-Express“. „Es gibt keinen Verteidiger, der einen scharfen ersten Pass spielt. Es gibt keinen Stürmer, der auf Bestellung trifft.“
Mögliche Auswirkungen eines frühen Scheiterns auf die WM will Coach Stanislaw Tschertschessow vorab aber dennoch nicht thematisieren. „Unsere Spieler sind sehr zuversichtlich. Wir denken nicht über die Zukunft nach, wir denken ans Heute“, sagte der 53-Jährige.
Sollte Russland aber doch patzen, sieht der frühere Bundesligakeeper die Wiederauferstehung des brasilianischen Fußballs nach dem 1:7 im WM-Halbfinale 2014 gegen Deutschland als Vorbild. „War die Fiesta für den brasilianischen Fußball vorbei? Nein, sie ging weiter“, sagte Tschertschessow. „Brasilien hat sich als erstes Team für die WM in Russland qualifiziert.“
So trübe wie das verregnete Sommerwetter in Kasan schätzen auch Russlands Top-Fußballer ihre Aussichten nicht ein. „Wir haben es selbst in der Hand. Uns reicht nur ein Ergebnis: ein Sieg gegen Mexiko, und das wollen wir schaffen“, sagt Verteidiger Dmitri Kombarow der Zeitung „Iswestija“. Russland will das erste Ausscheiden eines Gastgebers in der Gruppenphase seit Südkorea 2001 vermeiden - ein Remis würde reichen, wenn Portugal gegen Neuseeland verliert.
El Tri aus Mexiko wäre mit einem Unentschieden beim entscheidenden Spiel an der Wolga aus eigener Kraft weiter. Trainer Juan Carlos Osorio will trotzdem auf Sieg spielen. „Wir müssen zeigen, dass wir gegen den Gastgeber bestehen können, meilenweit entfernt von zuhause mit nur einigen Fans im Rücken. Es werden 90 Prozent Russen im Stadion sein“, sagt er vor dem Spiel. Einen Wutausbruch wie seine augenscheinlichen Beschimpfungen im Spiel gegen Neuseeland vom Donnerstag würden die russischen Fans kaum tolerieren.
Trotz allen Respekts vor der Sbornaja macht Osorio keinen Hehl daraus, dass ihm auch schon das mögliche Halbfinale durch den Kopf geht. Es wäre großartig, gegen Deutschland zu spielen, meint er. „Sie erneuern gerade ihr Team, sie haben eine gute Mischung aus Spielern, die erfahren sind, und Spielern, die um ihren Platz im Team kämpfen.“ Der Mannschaft von Joachim Löw reicht in Gruppe B am Sonntag gegen Kamerun (17.00 Uhr MESZ/ZDF) ebenso wie Mexiko ein Punkt, um bei der Generalprobe für die WM 2018 unter die besten Vier zu kommen.
Doch auch der eine Punkt will erst gewonnen werden. Die Statistik jedenfalls spricht für Russland. Zwar liegen die zwei Spiele des Nationalteams gegen Mexiko schon mehr als 20 Jahre zurück, aber beide Male gewann Russland: 1992 im allerersten Spiel der neu gegründeten russischen Nationalmannschaft mit 2:0 und 1994 mit 4:1.
Russische Kommentatoren betonen trotz der ungewissen Aussichten ihrer Sbornaja einen positiven Aspekt vor der WM im eigenen Land. „Vor einem Jahr sah es so aus, dass unsere Mannschaft in einer Sackgasse steckt“, schreibt Ilja Kasakow. „Jetzt spielt sie nicht schlecht.“ Die „Rossijskaja Gaseta“ meint: „Für die Mannschaft bleibt in jedem Fall ein Jahr bis zur wichtigeren Prüfung. Und diese Erfahrung, die sie jetzt macht, hilft ihr zweifellos.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
Mexiko: 13 Ochoa - 21 Reyes, 2 Araujo, 4 Marquez, 7 Layun - 6 Jonathan dos Santos, 16 Herrera, 18 Guardado - 11 Vela, 14 Hernandez, 9 Jimenez
Russland: 1 Akinfejew - 6 Dschikija, 5 Wassin, 13 Kudrjaschow - 19 Samedow, 21 Jerochin, 8 Gluschakow, 17 Golowin, 18 Schirkow - 9 Smolow, 7 Polos
Schiedsrichter: al-Mirdasi (Saudi-Arabien)