Schäfers Jamaika startet Jagd nach WM-Ticket
Kingston (dpa) - Jamaikas Fußballer haben nach dem historischen Gold-Cup-Finaleinzug Ende Juli das nächste große Ziel bereits vor Augen. Die „Reggae Boyz“ des deutschen Fußballtrainers Winfried Schäfer starten mit großen Erwartungen in die WM-Qualifikation für Russland 2018.
Am Ende soll die zweite Teilnahme nach 1998 stehen. „Das wäre natürlich eine Sensation“, sagte Schäfer der Deutschen Presse-Agentur vor dem Spiel am Freitag (20.00 Uhr Ortszeit, Samstag 3.00 MEZ) gegen Nicaragua.
„Klar bin ich zuversichtlich“, betont der 65-jährige Fußballlehrer mit der weiß-blonden Mähne. Das Schäfer-Team gibt sein Debüt in der dritten Runde der WM-Qualifikation in Nord-, Mittelamerika und der Karibik (Concacaf) vor eigenem Publikum in Kingston gegen Nicaragua, und für das Rückspiel geht es am kommenden Dienstag (Ortszeit) nach Managua. Bei einem Gesamtsieg würde Jamaika in die Gruppenphase ziehen, die letzte Station vor den entscheidenden Playoffs. Als siebtbeste Concacaf-Nationalelf im August 2014 hatte sich Jamaika direkt für die dritte Runde qualifiziert.
Wenn das Team die nächste Phase erreiche, sei alles möglich, glaubt Schäfer. „Wir haben Selbstvertrauen“, versichert er. Seine Spieler wüssten inzwischen, dass sie auch gegen große Mannschaften bestehen könnten. Beim Gold Cup warf Jamaika Gastgeber USA mit Trainer Jürgen Klinsmann im Halbfinale sensationell aus dem Turnier. Und selbst die Fußballgroßmächte Argentinien und Uruguay taten sich bei der Copa America lange Zeit schwer mit den vermeintlich schwächeren Turniergästen aus der Karibik.
Eigentlich steht Jamaika jetzt vor dem umgekehrten Problem - denn nun gelten die „Reggae Boyz“ als Favorit. Die Spieler müssten lernen, auch mal „das Kommando auf dem Platz zu übernehmen“, fordert deswegen Schäfer. Das Team müsse gleich nach Anpfiff Druck machen und dominant auftreten. Er warnt aber auch vor dem Gegner aus Nicaragua: „Das sind Kämpfer. Wenn man sie spielen lässt, dann sind sie gut.“
Das eigentliche Problem sei aber, dass Jamaika für die Partie drei Spieler verliere. Verteidiger Wes Morgan vom englischen Erstligisten Leicester City bat Schäfer um eine Pause, die Mittelfeldakteure Garath McCleary (FC Reading) und Joel McAnuff (Leyton Orient) sind aus familiären Gründen ebenfalls in England geblieben. Für sie seien lokale Spieler in die Mannschaft nachgerückt.
Mittelfristig soll das Team aber weiter Verstärkung aus der Premier League bekommen - in der englischen Liga mit ihren vielen jamaikastämmigen Kickern sieht Weltenbummler Schäfer die optimale Talentschmiede, um den Fußball in Jamaika auf die Sprünge zu helfen. Und nach den jüngsten Erfolgen sei der Ruf zur Nationalmannschaft in der alten Heimat für viele dieser Spieler nun verlockender, findet der Trainer.
Auf Schäfers Wunschzettel stehen gerade die Namen der Offensivspieler Troy Deeney (FC Watford) und Lewis Grabban (Norwich City). „Ich hoffe sehr, dass einer dieser Stürmer zu uns kommt“, sagt Schäfer mit Blick auf die lange Concacaf-Qualifikation (bis Ende 2017). „Dann bin ich überzeugt, dass wir nach Russland kommen.“