Sechs EM-Aufreger: Bruderduelle und brisante Wiedersehen
Paris (dpa) - Im Gegensatz zu Bundestrainer Joachim Löw konnte manch anderer Nationalcoach mit der Auslosung der EM-Gruppen nicht glücklich sein. Besonders Italien und Spanien erwischten knifflige Vorrundengruppen für das Turnier vom 10. Juni bis 10. Juli.
DFB-Angstgegner Italien muss gegen den Weltranglisten-Ersten Belgien, Schweden und Irland ran. Titelverteidiger Spanien spielt gegen Tschechien, die Türkei und Kroatien. Schon im Achtelfinale kann es zudem zu einem direkten Duell der beiden Ex-Weltmeister kommen.
Brisante Duelle sind nach der Gruppenauslosung in Paris garantiert:
DER AUFTAKT: Gastgeber Frankreich beginnt seine Titelmission mit dem Eröffnungsspiel gegen Rumänien am 10. Juni (21.00 Uhr). Für die Équipe Tricolore sind Spiele im Stade de France nach der Terrornacht vom 13. November noch emotionaler geworden. 80 000 Fans werden für eine stimmungsvolle Kulisse sorgen. Das Team von Trainer Didier Dechamps, der im Stade de France 1998 Weltmeister geworden war, muss dem großen Druck gleich standhalten.
BRUDERDUELL I: 58 Jahre musste Wales auf die Teilnahme an einem großen Turnier warten. Immer stand man im Schatten des großen Nachbarn England. Nun kommt es in der Vorrunde zum brisanten britischen Duell mit den Three Lions. Den äußerst ambitionierten Engländern, die schon wieder vom Titel reden, am 16. Juni (21.00 Uhr) in Lens ein Bein zu stellen, wäre sicher sehr nach dem Geschmack von Real Madrids Superstar Gareth Bale.
BRUDERDUELL II: Borussia Mönchengladbachs Granit Xhaka spielt für die Schweiz. Sein Bruder Taulant Xhaka für Albanien. Bei der EM könnten beide gleich im ersten Spiel am 11. Juni (15.00 Uhr) in Lens aufeinandertreffen. Wie das so ist, gegen seinen Bruder zu spielen, können die Xhakas bei den Boatengs erfahren. Jérome (Deutschland) und Kevin-Prince (Ghana) spielten bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 gegeneinander.
K&K-DUELL: Österreich und Ungarn. Da denkt man an K&K-Monarchie und Sissi-Filme. Bei der EM kommt es am 14. Juni (18.00 Uhr) in Bordeaux zum sportlichen Vergleich der Nachbarländer - und das unter westfälischer Beteiligung. Ungarns Trainer Bernd Storck, der einzige deutsche EM-Coach neben Joachim Löw, ist in Herne geboren. Er freut sich einfach, in Frankreich dabei zu sein. „Wir sind nicht Favorit. Aber es ist alles möglich.“
REVANCHE: Ein Duell zwischen Kroatien und der Türkei wird immer in Erinnerung bleiben. Bei der EM 2008 schoss Ivan Klasnic die Kroaten in der 119. Minute in Führung. Alle feierten schon, doch die Türken schlugen in der 122. Minute zurück und siegten im Elfmeterschießen - ein kroatisches Fußball-Trauma. Im Pariser Prinzenpark treffen beide Teams am 12. Juni (15.00 Uhr) wieder aufeinander. Sicher ist nur: Diesmal kann es kein Elfmeterschießen geben.
RÜCKKEHR: Auch England muss bei der EM ein wenig Traumabewältigung betreiben. Der Spielplan führt die Three Lions zum Rückrundenende gegen die Slowakei am 20. Juni (21.00 Uhr) nach St. Etienne. Dort sah David Beckham 1998 im WM-Achtelfinale als Jungspund gegen Argentinien Rot. England scheiterte wieder einmal im Elfmeterschießen. In guter Erinnerung ist nur das letztlich nutzlose Traumtor von Michael Owen, dessen Stern an diesem Abend aufging.