Spanische Sorgen um die Weltmeister - angekratzt zurück

Johannesburg (dpa) - Auf die wehmütigen Erinnerungen an den größten Triumph des spanischen Fußballs folgte eine bittere Blamage.

Im Soccer-City-Stadion von Johannesburg, in dem Spanien vor gut drei Jahren zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft gewonnen hatte, musste sich „La Roja“ dem Außenseiter Südafrika mit 0:1 geschlagen geben. „Der heilige Rasen wurde entweiht“, schimpfte das Madrider Sportblatt „Marca“.

Und nicht nur das: In Spaniens Fußballwelt machen sich zunehmend Sorgen um die Selección breit, die in gut einem halben Jahr in Brasilien den Titel verteidigen will. Im Testspiel in Südafrika war das Team von Vicente del Bosque mit dem 0:1 noch gut bedient. Zudem war die Schlappe kein einmaliger Ausrutscher. Drei Tage zuvor hatte es beim Fußballzwerg Äquatorialguinea nur zu einem unrühmlichen 2:1 gereicht. Dass der Welt- und Europameister ein wirklich gutes Spiel gezeigt hat, liegt bereits Monate zurück.

„Ich sage schon seit langem, dass wir uns nicht an dem Blick zurück in die Vergangenheit ergötzen dürfen“, betonte Trainer Vicente del Bosque. „Wir müssen in die Zukunft schauen.“ In Südafrika hatten die Spanier in Erinnerungen geschwelgt. Andrés Iniesta hatte vor der Partie voller Stolz auf die Stelle gezeigt, von der er am 11. Juli 2010 in der 116. Minute des WM-Finales gegen die Niederlande das Siegtor zum 1:0 erzielt hatte. „Hier war es“, erinnerte sich der Profi des FC Barcelona. Xabi Alonso dankte den Südafrikanern für die Unterstützung, die Spanien bei der WM erhalten hatte.

Del Bosque bot in der Startelf zehn Spieler aus dem WM-Kader auf, aber das Team erwies sich nur als ein Schatten seiner selbst. „Von Fußballkunst gab es nicht die geringste Spur“, beklagte die Zeitung „El País“. „Der Weltmeister hat an Zauber und Elan verloren. Im Fußball reicht es nicht aus, auf dem Laufsteg zu stolzieren.“ Während die Spanier sich in Ballstafetten gefielen, gingen die Südafrikaner engagiert und erfolgshungrig zu Werke. Bernard Parker vom FC Twente erzielte in der 56. Minute das Siegtor.

Kurz vor dem Abpfiff ließ der Weltmeister noch eine Groteske folgen. Torwart Víctor Valdés verletzte sich an der Wade, aber das vereinbarte Kontingent von sechs Auswechselungen war bereits erschöpft. Verteidiger Alvaro Arbeloa hatte sich bereits das Torwarttrikot übergezogen, aber dann setzten die Spanier durch, dass der Weltmeister doch noch einen Wechsel vornehmen und Pepe Reina ins Tor gehen durfte. Südafrikas Trainer Gordon Igesund beklagte sich: „Auch wenn dies nur ein Testspiel war, müssen die Regeln befolgt werden. Der Vierte Offizielle ließ die Auswechselung zu, obwohl wir dagegen waren.“