Transferfenster zu „Strafsteuer“ dämpft Kaufrausch in Chinas Super League
Peking (dpa) - Cristiano Ronaldo, Diego Costa oder Wayne Rooney - große Namen schwirrten noch vor kurzem durch chinesische Medien und soziale Netzwerke. Diese Stars könnten schon bald bei chinesischen Fußballclubs anheuern, hieß es.
Für einen Wechsel von Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang lagen angeblich sogar schon irre Zahlen auf dem Tisch. Doch die Transfers der Topstars blieben am Ende aus, auch Aubameyang war am 14. Juli zum Ablauf der Transferfrist in China immer noch ein BVB-Profi.
Eine Kauforgie in einem Ausmaß, wie sie Chinas Super League im Winter erlebt hatte, als für 388 Millionen Euro so viel Geld für ausländische Stars ausgegeben wurde wie noch nie, wiederholte sich in der Sommerpause nicht. „Endgültige Zahlen wird der Verband erst in einigen Wochen vorlegen. Wir sehen aber, dass es deutlich weniger Wechsel gab“, sagt Yan Qiang, einer der berühmtesten chinesischen Fußballkommentatoren, der Deutschen Presse-Agentur.
„Die neuen Regeln, um Zukäufe zu beschränken, haben ihre Wirkung nicht verfehlt“, sagte Yan Qiang am Freitag. Auch der Wechsel des Leverkuseners Kevin Kampl zu Beijing Guoan mit Trainer Roger Schmidt platzte, weil keine Einigung über die Zahlungsmodalitäten erzielt werden konnte.
Um „irrationale Ausgaben“ für Spieler einzudämmen, hatte Chinas Fußballverband im Mai angekündigt, dass defizitäre Clubs einen Betrag in gleicher Höhe wie die Ablösesumme in einen Fonds zur Entwicklung des chinesischen Fußballs zahlen müssen, um den heimischen Nachwuchs zu fördern. Hoffenheims Manager Alexander Rosen glaubt deshalb, „dass dieser wahnwitzige Markt bald schon abebben wird. Der Verband hat es mit diesen Maßnahmen selbst reguliert. Es erinnert mich an den russischen Markt, das war auch bald vorbei.“
„Es wurden klar weniger Spieler angeworben“, sagt auch Ma Dexing, der Vize-Chefredakteur des chinesischen „Sports Weekly“. Allerdings hätten sich viele Clubs auch Tricks bedient, um ihren Fans doch noch hochkarätige Neuzugänge bieten zu können.
Statt zu kaufen, seien so auffällig viele Leih-Vereinbarungen getroffen worden. „Dahinter steht die Hoffnung, dass Chinas Verband die Regeln in Zukunft doch wieder lockert und die Spieler dann ohne Strafsteuer gekauft werden können“, erklärt Ma Dexing. So, glaubt der Experte, gelang am Ende auch noch eine Vereinbarung im Hickhack um den Franzosen Anthony Modeste, der vom FC Köln ins chinesische Tianjin wechselt.
Berichten zufolge zahlt Tianjin Quanjian für eine Leihe über zwei Jahre zunächst sechs Millionen Euro, danach seien weitere 29 Millionen Euro fällig, weil es eine „zwingende Kaufverpflichtung“ gebe.
Fußballkommentator Yan Qiang glaubt nicht, dass China den Zugang für ausländische Spieler so schnell wieder lockern wird. „Chinesische Spieler sollen gefördert werden. Das geht aber nicht, wenn ihnen Stars aus dem Ausland den Stammplatz streitig machen.“
So gelten künftig verschärfte Beschränkungen: Im 18-köpfigen Kader müssen mindestens drei Spieler unter 23 Jahren sein, einer von ihnen muss auf dem Platz stehen. Maximal drei Ausländer dürfen eingesetzt werden - und neben ihnen müssen genau so viele chinesische U23-Spieler auf dem Rasen stehen, die zudem nicht aus Hongkong, Macao oder Taiwan stammen dürfen.