Südafrika ist vergessen: Júlio César hofft auf 2014
Belo Horizonte (dpa) - Nachdem Brasilien bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika das Halbfinale verpasst hatte, war Júlio Cesár am Boden zerstört.
„Er hat geweint und geweint und geweint. Die ganze Nacht“, berichtete der Pressesprecher der Seleção am Tag danach den Journalisten vor dem Mannschaftshotel. Der Torhüter hat sich längst aus dem Tal der Depressionen und zurück ins Team des Rekordweltmeisters gekämpft. Rocky und Robben sind die großen Vorbilder des 33-Jährigen, der nun inständig auf 2014 und ein Happy End bei der Heim-WM hofft.
„Ich habe mir am Film Rocky Balboa ein Beispiel genommen. Und ich habe gesehen, was Arjen Robben erlebte, der am Ende doch noch die Champions League gewonnen hat, nachdem was ihm widerfahren war. Das zeigt, was man erreichen kann“, erklärte César beim Confederations Cup. Bayern Münchens Flügelflitzer Arjen Robben hatte im Finale der Königsklasse 2012 gegen den FC Chelsea einen Elfmeter verschossen und war dann ein Jahr später Torschütze und gefeierter Held beim 2:1-Triumph in London gegen Borussia Dortmund.
Júlio César Soares de Espíndola reiste 2010 als Meister, Pokal-, Supercup- und Champions-League-Sieger mit Inter Mailand zur WM. Im Viertelfinale gegen die Niederlande lag Brasilien mit 1:0 vorn, dann patzte der Keeper beim Ausgleich durch seinen damaligen Inter-Kollegen Wesley Sneijder, dem später noch der Siegtreffer gelang.
Am Tag danach, erzählte César jetzt, habe er überlegt, seine Karriere zu beenden. „Ich konnte nicht aufhören zu denken: Warum ist das passiert? Warum sind wir ausgeschieden?“ Er habe viel Beistand von seiner Familie und engen Freunden gebraucht. Der Schlussmann aus Rio de Janeiro war dann zwar 2011 bei der Copa América dabei, verlor aber danach seinen Platz in der Seleção.
„Nach der WM hat meine Laufbahn eine unerwartete Wendung genommen“, sagte César. 2012 wurde nach Differenzen bei Gehaltsverhandlungen sein Vertrag in Mailand aufgelöst. „Queens Park Rangers war der Club, der einzige Club, der mit geholfen hat nach all dem, was passiert ist.“ Doch nun ist der Profi erneut auf Vereinssuche, da sein Arbeitgeber aus der Premier League abgestiegen und César dort nicht besonders glücklich ist.
Deshalb griff der Torwart bei einer Pressekonferenz in Belo Horizonte erfreut eine Frage eines Journalisten auf, ob es denn stimme, dass der AS Rom Interesse an ihm habe. „Ich habe bei Inter meine beste Zeit gehabt und nie die Türen nach Italien zugeschlagen“, sagte er. „Und wenn ich mit Brasilien den Confederations Cup gewinne, werden mich vielleicht noch mehr Vereine ansprechen.“ Das Turnier sei eine Chance, „dass sich die Dinge für mich ändern“.
Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari und Carlos Alberto Parreira, der Chefcoach bei der WM 2006 in Deutschland und heutige Technische Direktor, haben César zurückgeholt in die Auswahl. Brasilien hat noch keinen überzeugenden Nachfolger für den Routinier gefunden. Und so steht der Mann, der mit dem Model Susana Werner - früher mal Geliebte von Stürmerstar Ronaldo - verheiratet ist und zwei Kinder hat, wieder im Tor des fünfmaligen Weltmeisters.
In den Gruppenspielen beim Confed-Cup fiel allerdings auf, dass César bei harten Schüssen regelmäßig nachfassen musste. Dennoch: „Ich bin glücklich, dass die Dinge wieder gutlaufen für mich. Aber jeder Spieler träumt davon, den WM-Titel zu gewinnen. Und ich weiß, dass dies wohl meine letzte Chance sein wird. Deshalb konzentriere ich mich darauf, Brasilien beim Confed-Cup zu helfen und nächstes Jahr wieder dabei zu sein.“ Wenn er dann gar den WM-Pokal hochhalten sollte, wird er vielleicht wieder an Rocky und Robben denken.