Testpiel-Pleite weckt bei Italienern böse Erinnerungen

Berlin (dpa) - Vor dem Start des Fußball-Confederations Cup in Brasilien schrillen bei Vize-Europameister Italien die Alarmglocken. Vor ihrer Auftaktpartie am Sonntag gegen Mexiko blamierten sich die „Azzurri“ mit einem 2:2 im Testspiel gegen Haiti in Rio de Janeiro.

Sofort wurden Erinnerungen wach an die Pleite der „Squadra Azzurra“ beim vorherigen Confed Cup 2009 in Südafrika, dem dann das WM-Debakel des Titelverteidigers 2010 am Kap folgte. Nationaltrainer Cesare Prandelli versuchte erst gar nicht die dürftige Leistung seines gerade erst angereisten Teams mit dem Jetlag zu entschuldigen. „Das war eine Blamage“, sagte Prandelli.

Mit seiner schonungslosen Selbstkritik diktierte der Nationalcoach den italienischen Reportern bereits am Dienstagabend in Rio die Schlagzeilen für die Mittwochausgaben der großen Sporttageszeitungen in die Notizblöcke: „Eine Blamage. Italien in Stücken“, schrieb der „Corriere dello Sport“. „Was für eine Blamage einer faulen und konfusen Mannschaft“, titelte die „Gazzetta dello Sport“.

Prandelli war so enttäuscht, weil der Rückschlag vermeidbar war. Schließlich hatte Emanuele Giaccherini die Italiener nach nur 19 Sekunden mit dem frühesten Tor in der Geschichte der Nationalelf in Führung gebracht, Claudio Marchisio (72.) von Meister Juventus Turin erhöhte in der 72. Minute auf 2:0. Kurz vor Schluss jedoch kamen die krassen Außenseiter durch O. Saurel (85./Foulelfmeter) und J. Maurice (90.+2) zum Ausgleich. „Wir wussten, dass wir körperlich noch nicht fit sind, aber wir hätten eine andere Einstellung zeigen müssen“, kritisierte Prandelli.

Torwart Gianluigi Buffon pflichtete ihm bei: „So etwas darf einer Mannschaft wie der unseren nicht passieren“, mahnte der Kapitän. Der Weltklassekeeper warf seiner Mannschaft „Oberflächlichkeit“ vor. Den lockeren Sieg vor Augen hätten die „Azzurri“ mal wieder zu lässig gespielt.

Torschütze Giaccherini sah es genauso: „Ich freue mich natürlich über mein Tor, aber was zählt ist dieses Ergebnis“, erklärte der enttäuschte Juve-Spieler. „Ich hoffe, dass uns dies wachrüttelt“, meinte der Mittelfeldspieler im Hinblick auf Italiens erste Confed Cup-Spiel am Sonntag gegen Mexiko. „Das wird ein schweres Spiel für uns“, kündigte Buffon an. Der Juve-Star hat keine guten Erinnerungen an die Mexikaner: „Sie haben uns jedesmal in Schwierigkeiten gebracht“, meinte Buffon.

Abwehrspieler Christian Maggio glaubt, dass der Warnschuss genau zu richtigen Zeit gekommen sei und die „Azzurri“ nun hellwach ins Turnier gehen werden. „Ich bin sicher, dass wir bereit sein werden“, versicherte der Neapolitaner. In Brasilien wollen die Italiener unter allen Umständen eine neue Blamage verhindern. 2009 hatten sie beim Confed Cup nach einem standesgemäßen 3:1-Auftaktsieg gegen die USA sensationell mit 0:1 gegen Ägypten verloren und dann beim 0:3 gegen Brasilien Prügel bezogen.

Damals taten die schon in der Gruppenphase ausgeschiedenen Weltmeister von 2006 die Pleite noch lässig ab. Schließlich ginge es ja beim Confederations Cup nicht wirklich um was. Die Quittung für ihre Arroganz erhielten sie ein Jahr später bei der WM in Südafrika. Die Titelverteidiger schieden dort sieglos in der Gruppenrunde aus, wurden mit Hohn und Spott überschüttet und verloren ihren Weltmeister-Trainer Marcello Lippi, der noch in Südafrika seinen Rücktritt erklärte.