Varane stellt Messi und Ronaldo in den Schatten
Madrid (dpa) - Kein Tor von Lionel Messi und kein Tor von Cristiano Ronaldo. Der erste „Clásico“ des Jahres stand nicht im Zeichen der Superstars, sondern eines Ersatzmannes namens Raphaël Varane.
Der 19-jährige Franzose war der Held des Tages beim 1:1 zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona im Halbfinalhinspiel des spanischen Fußballpokals. In seinem ersten „Clásico“ erzielte der Innenverteidiger in der 81. Minute nach einer Flanke von Mesut Özil per Kopfball den Ausgleich für Real. Auf der Gegenseite verhinderte Varane drei fast sichere Tore der Katalanen im jeweils letzten Augenblick. „Er herrschte in beiden Strafräumen“, bescheinigte die Zeitung „El Mundo“ dem 1,92 Meter großen Abwehrspieler.
Eine Belohnung folgte am Donnerstag. Varane wurde von Didier Deschamps ins französische Aufgebot für die Testpartie am kommenden Mittwoch in Paris gegen Deutschland berufen und könnte gegen die DFB-Auswahl zu seinem Länderspiel-Debüt kommen. Miroslav Klose und Co. sind also gewarnt.
Cesc Fàbregas (50.) hatte Barça in Führung gebracht. Die Katalanen sahen in einer bis dahin ausgeglichenen Partie von da an wie die sicheren Sieger aus und hätten ihren Vorsprung noch ausbauen können. Aber mal spitzelte Varane dem einschussbereiten Fàbregas den Ball vom Fuß, mal gewann er ein Laufduell mit dem auf das Real-Tor zustürmenden Messi. Schon vor der Pause hatte der Franzose für den geschlagenen Torwart Diego López auf der Linie geklärt.
„Dieses Spiel werde ich nie vergessen“, sagte Varane, den Real auf Rat von Zinédine Zidane unter Vertrag genommen hatte. Ein Mitspieler hatte den eher schweigsamen und in sich gekehrten, aber sehr gewissenhaften Abwehrspieler einmal so beschrieben: „Er ist wie ein Mönch.“ Mit seinem Stellungsspiel und seiner Schnelligkeit löschte Varane viele Brände im Strafraum der Madrilenen und ließ den gesperrten Sergio Ramos sowie den verletzten Pepe fast vergessen.
Nach seinem Tor bejubelten die Real-Fans das 1:1 wie einen Sieg, denn der Treffer verbesserte ihre Chancen, im Rückspiel am 27. Februar in Barcelona ins Finale einzuziehen. Die Madrilenen hatten in der Geschichte des Pokals achtmal im Hinspiel im Bernabéu-Stadion ein 1:1 vorgelegt. Viermal gelang ihnen danach das Weiterkommen, unter anderem 1992/93 gegen Barça.
Messi und Cristiano Ronaldo - sonst die „Torjäger vom Dienst“ - kamen nur wenig zum Zug. „Der Clásico war wenig klassisch“, titelte die Zeitung „El Periódico“. Messi, der in den Schlagerspielen Real-Barça bisher 17 Treffer erzielt hatte, muss weiter darauf warten, den Rekord von 18 Toren der Real-Legende Alfredo di Stéfano zu brechen. Auch Ronaldo, der zuletzt in sechs „Clásicos“ hintereinander ins Schwarze getroffen hatte, ging erstmals leer aus.
Spaniens Kommentatoren hoben einhellig das hohe Niveau des mitreißenden Spiels hervor. „Real und Barça zeigten, dass sie die besten Teams der Welt sind“, meinte das Sportblatt „Marca“. Die Zeitung „El País“ ergänzte: „Fußball in Reinform und ohne unnötige Störmanöver von außen!“. Damit spielte das Blatt darauf an, dass der umstrittene Real-Trainer José Mourinho in letzter Zeit Zurückhaltung wahrt und zu Pressekonferenzen seinen Assistenten Aitor Karanka antreten lässt.