Vorerst Happy End: Klinsmann-Team in CONCACAF-Endrunde
Kansas City (dpa) - Vier Minuten Zittern, dreimal ausgelassen Jubeln und am Ende das gewohnte Lächeln: Jürgen Klinsmann hat mit der US-Fußball-Nationalmannschaft den ersten Schritt Richtung Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gemacht.
Mit einem souverän herausgespielten 3:1-Heimerfolg gegen Guatemala qualifizierten sich die Amerikaner in Kansas City als Sieger der Staffel A für die 2013 ausgespielte Sechser-Endrunde des CONCACAF-Verbandes. „Die Jungs wussten, worum es geht und ich denke, dass es eine richtig gute Vorstellung war“, resümierte Klinsmann zufrieden.
Ein Unentschieden hätte beiden Teams zum Abschluss der Halbfinalrunde gereicht, um neben Mexiko, Panama, Honduras und Costa Rica vom 6. Februar bis 15. Oktober 2013 die drei direkten WM-Tickets auszuspielen. Doch Klinsmann hatte bereits im Vorfeld angekündigt, voll auf Sieg spielen zu wollen. Sein Team hielt Wort und ließ die Gäste mit Tränen zurück. Durch den zeitgleichen 4:1-Heimsieg von Jamaika gegen Antigua und Barbuda schafften die punktgleichen Reggae-Boyz aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Guatemala noch den Sprung in die Endrunde.
Für das Klinsmann-Team begann die Partie gegen den Außenseiter denkbar schlecht. Carlos Ruiz lief in der fünften Minute alleine auf US-Schlussmann Tim Howard zu, umkurvte ihn und schob zum 1:0 für Guatemala ein. „Du bist 0:1 hinten und fragst dich, oh, wie konnte das passieren? Aber das Team hat sofort die Antwort gegeben“, meinte Klinsmann, der in Steven Cherundolo (Hannover) und Danny Williams (Hoffenheim) zwei Bundesliga-Profis in der Startelf hatte.
Als in der zehnten Minute ESPN-Kommentator Ian Darke die Zuschauer daran erinnerte, dass die USA zuletzt 1986 eine WM verpasst hatten und mahnte „Die Ehre von allen steht hier auf dem Spiel“, gelang Kapitän Carlos Bocanegra im Anschluss an einen Eckball per Abstauber das 1:1. Anschließend spielten die Amerikaner wie schon so oft von Klinsmann gefordert, aber in den vorangegangenen fünf Qualifikationsspielen viel zu selten praktiziert, sehenswerten Offensivfußball. Vor allem England-Legionär Clint Dempsey (Tottenham) ragte heraus. Nachdem er das 1:1 aufgelegt hatte, drückte Dempsey den Ball zum 2:1 (18.) und 3:1 (36.) jeweils aus Nahdistanz selbst über die Linie.
Den ersten Dempsey-Treffer bejubelte Klinsmann mit drei klassischen upper cuts in bester Boxermanier, beim zweiten Erfolgserlebnis seines Mittelfeldakteurs fuchtelte der Schwabe mit seinen Armen noch wilder durch die Luft. „Das Team hat sich gesteigert und viele Chancen herausgearbeitet, das war unser Ziel. Ich hätte mir ein paar Tore mehr in der zweiten Halbzeit gewünscht“, so Klinsmann. Der satrke Dempsey war vor allem erleichtert: „Wir wollen zur WM - und das war der erste Schritt dorthin.“
Sein Coach aus Germany schaute unmittelbar nach dem Schlusspfiff bereits auf „ein ziemlich arbeitsreiches Jahr 2013.“ Neben der WM-Qualifikation steht im Juli auch der Gold-Cup an - das alles im 100. Jahr des US Soccer-Verbandes. Man werde als Team weiter zusammenwachsen und lernen, so Klinsmann. Und im Dezember hoffentlich bei der WM-Gruppenauslosung in Brasilien dabei sein.
Kanadas Hoffnung von der ersten WM-Teilnahme seit 1986 wurde dagegen zu einem Albtraum. Dem Team von Kapitän Kevin McKenna (1. FC Köln) hätte in Honduras bereits ein Unentschieden zum Weiterkommen gereicht. Stattdessen gab es ohne den gesperrten Olivier Occean (Eintracht Frankfurt) eine 1:8-Demütigung. „Wir waren grausam, das ist ein absoluter Tiefpunkt für uns“, gab McKenna zu. Kanadas höchste Niederlage seit dem 0:8 gegen Mexiko 1993 bahnte sich bereits frühzeitig an. Honduras führte schon nach 33 Minuten mit 4:0. „Ich kann unsere Fans im Namen der Spieler nur um Vergebung bitten. Ich weiß, sie werden es mir nie verzeihen, aber vergebt den Spielern“, sagte Trainer Stephen Hart.