Warm oder kalt, Berlin oder Temuco: Neymar glänzt
Temuco (dpa) - Egal ob beim glanzvollen Champions-League-Finale in Berlin oder in einem kalten Stadion im südchilenischen Temuco, eine Sache hat sich nicht geändert: Neymar liefert. Und wie.
Beim 2:1-Sieg Brasiliens über Peru knüpfte der Stürmer nahtlos an seine starken Leistungen beim FC Barcelona an - und bewahrte die Brasilianer vor einem Fehlstart in die Copa América. „Aller Anfang ist schwer, besonders bei einem solchen Turnier. Dieser Sieg wird uns Ruhe geben“, sagte ein erschöpfter Neymar nach dem Spiel.
Vor gerade mal neun Tagen besiegelte der 23-Jährige mit seinem Treffer zum 3:1 in Berlin den Champions-League-Triumph Barcelonas über Juventus Turin. In Temuco brauchte er nur fünf Minuten, um das erste Mal zu jubeln. Nach einer Flanke von Dani Alves köpfte Neymar aus sieben Metern problemlos zum 1:1-Ausgleich ein.
Neymar blieb cool, obwohl einige peruanische Fans in Temuco die Seleção permanent an die größte Schmach ihrer Geschichte erinnerten: „7:1, 7:1“, hallte es von den Rängen. Noch immer liegt der Schatten der historischen Halbfinal-Pleite bei der Heim-WM gegen Deutschland über dem Team von Trainer Carlos Dunga. Das ließ sich Neymar zwar nicht anmerken, nervös agierten aber zwei seiner Teamkollegen: nach groben Patzern von David Luiz und Torwart Jefferson waren die Peruaner bereits nach zwei Minuten durch Christian Cueva in Führung gegangen.
„Wir wussten, dass wir gegen eine starke Mannschaft spielen. Aber wir hatten die Chance auf ein Unentschieden - mindestens“, sagte Perus Flügelstürmer Jefferson Farfan. Tatsächlich spielte sein Team munter mit, bekam Neymar aber nicht in den Griff. 44 Tore hat der erst 23-Jährige in 64 Spielen für die Seleção bereits erzielt. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Neymar zum besten Brasilianer aufschließt: Pelé steht mit 77 Toren an der Spitze der ewigen Torjägerliste.
Dennoch gebe es keine „Neymardependência“, keine Abhängigkeit von Neymar, meint Nationalcoach Dunga. „Natürlich ist Neymar ein entscheidener Spieler, aber das sind Dani Alves oder Douglas Costa auch.“ Costa erzielte in der 90. Minute den Siegtreffer für Brasilien. Auf Vorlage von Neymar.
„Alle reden nur davon, dass Neymar den entscheidenden Pass auf Douglas gespielt hat. Aber Dani hat vorher auch eine entscheidende Flanke auf Neymar geschlagen“, sagte Dunga. Doch auch der Coach weiß um die Wichtigkeit seines Kapitäns, der beim 1:7 gegen Deutschland verletzt gefehlt hatte. Damals war Luiz Felipe Scolari noch Nationaltrainer. Doch von „Felipão“ redet in Brasilien niemand mehr. Elf Siege in elf Spielen hat Dunga seit seiner Amtsübernahme eingefahren. Auch - oder vor allem - dank Neymar.