Warten auf Wunder - Polen will erstmals siegen
Danzig (dpa) - Auch die verheerende Länderspiel-Bilanz gegen die DFB-Auswahl schreckt die Polen nicht. Seit dem ersten Länderspiel vor 78 Jahren in Berlin hat der Nachbar kein einziges Mal gegen Deutschland gewonnen, nun will Fußball-Nationaltrainer Franciszek Smuda die Negativ-Serie beenden.
„Ich habe mein ganzes Leben lang auf dieses Spiel gewartet“, sagte Smuda vor der Kraftprobe am Dienstag in Danzig. „Ich werde um den Sieg kämpfen“, kündigte „Franz“ trotzig an. Der 63-Jährige führt die Nationalelf des kommenden EM-Gastgebers seit zwei Jahren - bislang ohne nennenswerte Erfolge. Beim Testspiel gegen Mexiko hatte Polen am vergangenen Freitag nur ein 1:1 erreicht. Nun kommen ausgerechnet Joachim Löws derzeit anscheinend übermächtige Spaß-Fußballer.
„Danzig wartet auf ein Wunder“, titelte die größte Sportzeitung des Landes, „Przeglad Sportowy“, am Montag in Erwartung einer „EURO-Schlacht“ zweier bereits für EM-Endrunde qualifizierten Mannschaften. Im Eifer nennt die Zeitung Deutschland sogar im alten Propagandastil den „Erbfeind“.
Auch die polnischen Spieler sind in kämpferischer Stimmung. Er habe „keine Panik“, beteuerte Verteidiger Marcin Wasilewski, der Lukas Podolski stoppen soll. „Wir wollen endlich die Deutschen bezwingen“, sagte Robert Lewandowski von Borussia Dortmund. Und Dariusz Dudka sieht eine gute Gelegenheit zur Revanche für das 0:1 gegen Deutschland bei der WM 2006. Vor dem Spiel plagten ihn kein Alpträume, versicherte 28-jährige.
Polens neue Hoffnung heißt Damien Perquis. Im Schnellverfahren bekam der Verteidiger des französischen Erstligisten FC Sochaux den polnischen Pass. Coach Smuda glaubt, dass der 27-Jährige seine gewaltigen Probleme in der Zentrale lösen kann. „Ich kann kein Polnisch, habe aber meiner Oma versprochen, das nachzuholen“, sagte Perquis.
Auch der Dortmunder Jakub Blaszczykowski hat einen festen Platz in Smudas Elf. Zwar zog sich „Kuba“ gegen Mexiko eine Verletzung zu, doch der Trainer rechnet fest mit ihm. Blaszykowski habe versichert, dass er gegen Deutschland sogar mit Gipsbein spiele, sagte Smuda.
Für Verärgerung sorgte die Entscheidung von Bundestrainer Löw, auf die drei Stammkräfte Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer zu verzichten. Die Boulevardzeitung „Fakt“ schrieb, Löw wolle eine „Ersatzmannschaft“ aufstellen. Die Stars der Löw-Elf hätten Polen die kalte Schulter gezeigt. Der Eindruck: Niemand nimmt die Hausherren ernst, urteilte das Blatt.
Der ehemalige polnische Star-Spieler Wlodzimierz Lubanski versuchte indes, die Emotionen zu beruhigen. Er warnte davor, das Duell mit Deutschland zum wichtigsten Spiel des Jahres zu erheben: „Die wichtigsten Spiele werden bei der EURO 2012 stattfinden, das Spiel in Danzig ist nur ein wichtiger Test“.
