Wie BVB: „Grande-Milan“ spaziert Richtung Titel

Turin (dpa) - Zehn Spieltage vor Ende der italienischen Fußballliga greift der AC Mailand schon nach dem Meistertitel und stürzt Juventus Turin ins Chaos.

Mit einem 1:0-Sieg beim desolaten Rekordmeister Juventus Turin verteidigte Milan (61 Punkte) am Wochenende seinen Fünf-Punkte-Vorsprung auf den wieder erstarkten Titelverteidiger Inter Mailand (56). Bayern Münchens Champions-League-Gegner schlug den FC Genua mit 5:2. Giampaolo Pazzini (50. Minute), Top-Stürmer Samuel Eto'o (51./57.), Goran Pandev (71.), Yuto Nagatomo (84.) sorgten mit ihren Toren dafür, dass der Triple-Sieger mit dem souveränen Spitzenreiter Milan Schritt hielt.

Die Turiner (41 Punkte) befinden sich dagegen als Tabellensiebter nach der dritten Niederlage in Serie im freien Fall: Die „Tifosi“ beschimpften ihre kraft- und mutlose Mannschaft und forderten mit Sprechchören und Plakaten im Stadion den Rauswurf von Trainer Luigi Del Neri.

„Es reicht, Del Neri!“ titelte der „Corriere dello Sport“. Auch „Tuttosport“ plädierte für Del Neris Entlassung und forderte den ehemaligen Juve-Star Gianluca Vialli als Retter: „Ruft Vialli an!“, schrieb die Turiner Sporttageszeitung in fetten Lettern auf ihrer Titelseite. Freiwillig will der zum Sündenbock erkorene Coach nicht gehen: „Ich gebe nicht auf“, betonte der 60-Jährige. „Wir sind in einer schwierigen Situation und müssen nun die Ärmel hochkrempeln“, meinte der Trainer.

Wie lange Juve ihn noch hält, ist fraglich, auch wenn Sportdirektor Beppe Marotta am Wochenende die branchenüblichen Treueschwüre bemühte und immer wieder betonte: „Del Neri steht nicht zur Debatte.“ Schuld an der Misere trügen auch der Club und die Spieler. Von denen bekam am Sonntag auch der in der 63. Minute ausgewechselte Ex-Bayer Luca Toni sein Fett weg: „Toni spielt wie eine Statue“ spottete die „Gazzetta dello Sport“ über den harmlosen und lauffaulen Stürmer.

Während Juve fiebrig Krisenmanagement betrieb, versuchten sie bei Milan die Titel-Euphorie zu dämpfen. „Das war noch nicht der Scudetto“, warnte Mittelfeld-Kämpfer Gennaro Gattuso, der in der 68. Minute das Siegtor erzielt hatte. Tatsächlich aber wirkt Milan zu souverän, um die Meisterschaft noch zu verspielen.

„Wir haben keinen einzigen Torschuss zugelassen“, war Trainer Massimiliano Allegri selbst von seinem „Grande Milan“ beeindruckt. Der Coach lobte seine gesamte Mannschaft, in der der deutsche Junioren-Nationalspieler Alexander Merkel wegen Knieproblemen fehlte. Ex-Bayern-Kapitän Mark van Bommel stand dagegen wieder auf dem Platz und überzeugte seinen Coach: „Mark gibt uns Balance im Mittelfeld“, erklärte Allegri.