Zurückgeschlagen - Spanien im Stile eines Weltmeisters

Madrid (dpa) - Im Kleinen hat die Geschichte des Stürmers Pedro Rodríguez im Pariser Stade de France zugleich die von Spaniens Fußball-Nationalmannschaft erzählt. Der Spieler schien nicht mehr gut genug zu sein, ihm drohte die Auswechslung nach rund einer Stunde.

So ähnlich war auch der Welt- und Europameister schon scheinbar ins Wanken geraten. Doch dann schlug Pedro genau im rechten Moment zurück - und mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg im Gipfeltreffen der WM-Qualifikation auch der von den Kritikern schon angezählte Souverän Spanien.

Just als Pedros potenzieller Ersatzmann Jesús Navas an der Seitenlinie zur Einwechslung bereitstand, leitete der Stürmer des FC Barcelona mit dem Mute der Verzweiflung jenen Angriff selbst ein, den er in der 59. Minute zum Siegtor abschloss. Es sprach dabei für den Kampfgeist und die harte Arbeit, mit der Spaniens Ballkünstler dieses so wichtige Spiel gewonnen haben, dass der Schütze seinen Siegtreffer gar nicht richtig realisiert hatte. „Ich bin im Sprint in den Strafraum gerannt, kam an den Ball, aber dann hat ihn auch der französische Torwart noch erwischt“, schilderte Pedro. „Wie der Ball dann ins Tor gelangte, weiß ich nicht.“

Doch das Wie war auch nicht wichtig. Das Ergebnis zählte. Der Champion machte damit die Blamage des 1:1 vom vergangenen Freitag gegen Finnland wett und jagte den Franzosen die Tabellenführung in der Gruppe I ab. Die spanische Fußballwelt atmete nach dem Erfolg erleichtert auf. Die aufgekommene Angst, der Titelverteidiger könnte schon in der Qualifikation scheitern, scheint gebannt. „Die Antwort des Weltmeisters: Spanien erobert Paris“, titelte die Zeitung „El País“. Trainer Vicente del Bosque betonte: „Wir haben mit einer reifen Leistung unsere Klasse bestätigt.“

War Ähnliches nicht auch nach dem 4:0 Barcelonas im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales und der 0:2-Hinspiel-Niederlage gegen den AC Mailand gesagt worden?

Was seinerzeit Lionel Messi für Barça war, der Retter in misslicher Lage nämlich, war nun vielleicht gar nicht zufällig sein Clubkollege Pedro. Als „Torpedro“ adelte das Sportblatt „Marca“ den Angreifer, der sich abermals als der neue „Torschütze vom Dienst“ in der Selección bestätigte. In acht Spielen seit der EM 2012 erzielte er zehn Treffer für „La Roja“ (die Rote).

Auch in Frankreich haben sich die Dinge mit nur einem Spiel ins Gegenteil verkehrt. Nationalelf, Fans und Medien sind jäh herabgestürzt von Wolke sieben. „Wir sind sehr enttäuscht, in der Kabine waren alle total niedergeschlagen“, beschrieb Regisseur Matthieu Valbuena die Tristesse. „Die Bleus wurden auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, urteilten unisono die Zeitung „Le Parisien“ und das Sportportal „Francefootball.fr“. Das Sportblatt „L'Équipe“ titelte: „Dieses Spanien ist unerbittlich“.

Franck Ribéry, am Dienstagabend der beste Spieler in einer starken französischen Elf, gibt den Kampf um die direkte WM-Qualifikation trotzdem noch nicht auf. „Wir müssen an den Gruppensieg glauben“, sagte der Profi des FC Bayern. „Die Spanier haben nur einen Punkt mehr. Wir müssen darauf setzen, dass sie wieder patzen.“

Mut durfte ihm machen, dass das Team von Trainer Didier Deschamps den Spaniern einen harten Kampf geliefert hatte. Nach dem Platzverweis von Paul Pogba (78.) setzten die Franzosen sogar in Unterzahl den Weltmeister unter Druck. Spaniens Torwart Víctor Valdés verhinderte mehrmals den Ausgleich und war einer der besten Spieler seiner Elf. „Wir haben eine gute Truppe beisammen, wir müssen jetzt einfach so weitermachen“, forderte Ribery. „Diese Niederlage darf uns nicht vom Weg abbringen.“