Kalte Dusche: 0:1 setzt Spaniens Heimserie ein Ende
Madrid (dpa) - Erst Dauerregen und dann eine kalte Dusche: Für Spaniens Fußball-Nationalelf ging mit dem Treffer von Toni Kroos kurz vor dem Abpfiff des Länderspiels gegen Deutschland eine stolze Serie zu Ende.
Das 0:1 gegen den Weltmeister im Regenspiel von Vigo war die erste Niederlage von „La Roja“ auf heimischem Boden seit acht Jahren. Zuletzt hatte die Selección im November 2006 daheim gegen Rumänien verloren - ebenfalls mit 0:1. Vicente del Bosque erlitt gegen die DFB-Auswahl die erste Heimniederlage als Nationaltrainer.
Der „Donnerschlag von Toni Kroos“ (Sportblatt „Marca“) besiegelte für den Europameister zugleich das traurige Ende eines enttäuschenden Jahres. „Ich kann nicht sagen, dass 2014 ein gutes Jahr war - nach dem was bei der WM in Brasilien geschah“, räumte Del Bosque ein. Die Selección, die nun bis März 2015 pausiert, verzeichnete in diesem Jahr mit fünf Niederlagen die schlechteste Bilanz seit 1991. In der Rangliste des Weltverbandes FIFA fiel Spanien vom ersten auf den zehnten Platz zurück.
„Das 'annus horribilis' (Schreckensjahr) wirft neue Fragen auf zu Del Bosques Projekt für den Aufbau eines neuen Teams“, meinte die Zeitung „El Mundo“. „Das Länderspiel war eine Tortur für die Spieler und die Zuschauer. Spaniens Nationalelf hat nun vier Monate Zeit, darüber nachzudenken, welche Richtung sie einschlagen möchte.“
Allerdings herrschte in Spanien unter den Kommentatoren Einigkeit darüber, dass das Spiel der beiden ersatzgeschwächten Mannschaften wenig über die wirkliche Stärke der deutschen und der spanischen Nationalelf aussagte. „Deutschland bleibt trotz der zahlreichen Ausfälle immer noch Deutschland“, meinte „El País“. „Aber Spaniens zweite Garnitur ist noch nicht so weit.“
Del Bosque sieht allerdings auch Lichtblicke. „Wir haben Fußballer mit Zukunft, die jungen Spieler haben sich gut in die Nationalelf integriert“, konstatierte der spanische Trainer. „Wir befinden uns in einem Übergang. Ich bin optimistisch.“
Allerdings wurden in Spanien auch Zweifel am Sinn eines solchen Länderspiels laut. „Dass das Balaídos-Stadion nicht ausverkauft war, deutet darauf hin, dass die Leute sich nicht die Bohne für eine solche Partie interessieren“, beklagte „Marca“. „Wer in dieser Jahreszeit ein Länderspiel in Vigo ansetzt, darf sich über den Regen nicht wundern.“ Das Konkurrenzblatt „As“ hielt Del Bosque vor, zu viele Akteure eingesetzt zu haben, die nicht zur ersten Garnitur gehören. „Wenn eine solche Partie nur dazu dient, Spielern zu Länderspieleinsätzen zu verhelfen, vergeudet man damit eine Chance“, meinte das Blatt.