Kasache Schmidtgal warnt: „Haben einen Sprung gemacht“
Fürth (dpa) - Heinrich Schmidtgal zählt nicht zu den Lautsprechern im oftmals aufgeregten Fußballgeschäft. Aber eine klitzekleine Warnung an den großen Favoriten Deutschland traute sich der kasachische Nationalspieler von der SpVgg Greuther Fürth doch zu.
„Ich denke, dass sich unsere Mannschaft weiterentwickelt hat. Wir haben einen Sprung nach vorne gemacht“, sagte der 27-Jährige vor den zwei ungleichen Duellen in der WM-Qualifikation am Freitag in Astana und vier Tage später in Nürnberg der Nachrichtenagentur dpa.
Der Mittelfeldspieler hat noch „sehr positive Erinnerungen“ an die Länderspiel-Premiere zwischen beiden Nationen am 12. Oktober 2010. Der damals noch für Rot-Weiß Oberhausen spielende Schmidtgal war an diesem Abend in der Astana-Arena der beste Mann in einem kasachischen Team gewesen, das beim deutschen 3:0-Sieg erst nach der Pause die Tore von Klose, Gomez und Podolski kassierte.
„Für unsere Verhältnisse hatten wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir hatten auch ein paar sehr gute Offensivaktionen“, sagte Schmidtgal - allen voran er bei seinen Vorstößen auf dem linken Flügel. Beim 0:4 im EM-Qualifikations-Rückspiel ein halbes Jahr später in Kaiserslautern war Schmidtgal nicht dabei.
Gerade rechtzeitig zum dritten und vierten Vergleich ist er wieder fit und in Form gekommen. Eine Patellasehnenentzündung zwang ihn Anfang des Jahres zur Pause, aber am Wochenende glänzte er bei seinem Comeback in Bremen beim überraschenden 2:2 der Fürther nach seiner Einwechslung als Torvorbereiter. „Ich rechne damit, dass ich auch gegen Deutschland zum Einsatz komme“, sagte Schmidtgal. Neben ihm zählt auch der Cottbuser Konstantin Engel zum kasachischen Kader.
Im Alter von zweieinhalb Jahren ist Schmidtgal nach Deutschland gekommen. Er spricht „ganz gut russisch“, aber nicht kasachisch. In der Nähe von Almaty hatte er gelebt, dort sollte ursprünglich auch gegen Deutschland gespielt werden. Dann hätte am Freitag auch ein Onkel von ihm im Stadion zuschauen können, der in Almaty lebt. „Nach Astana kommt er nicht, das ist über 1000 Kilometer entfernt“, berichtete Schmidtgal. „Wir wollen unseren Fans ein gutes Spiel präsentieren, auch wenn es sehr schwierig für uns werden wird.“
Der Weltranglisten-139. hat in der laufenden WM-Qualifikation bewiesen, dass er im eigenen Land nicht im Vorbeigehen zu schlagen ist. Beim 1:2 gegen Irland führte Kasachstan bis zur 88. Minute mit 1:0. Gegen Österreich holte man beim 0:0 den bislang einzigen Punkt.
Schmidtgal kann sich eigentlich auf zwei Heimspiele freuen, denn das Rückspiel findet in Nürnberg statt. Dann werden Teamkollegen aus Fürth, Freunde und Familienmitglieder auf der Tribüne sitzen. „Als Fürther kann man aber nicht sagen, dass man in Nürnberg ein Heimspiel hat“, bemerkte Schmidtgal angesichts der großen Fußball-Rivalität der benachbarten Bundesligisten Greuther Fürth und 1. FC Nürnberg.
Das erste Bundesligajahr in Fürth verlief auch für Schmidtgal frustrierend, nicht nur wegen der Verletzung zu Jahresbeginn. „Wir haben uns das alle anders vorgestellt“, sagte er über die „nicht einfache Situation“ beim Tabellenletzten. Die Weichen stehen auf 2. Liga - womöglich auch für ihn. Sein Vertrag läuft aus, erste Gespräche über eine Verlängerung habe es gegeben. „Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, in Fürth zu bleiben“, sagte Schmidtgal, aber die sportliche Perspektive müsse dafür stimmen. Seine eigene könnte er mit zwei starken Auftritten gegen Deutschland beeinflussen.