Chaos-Tage und Possenspiele
Ralf Houben bleibt vorläufig im Amt. Die Wogen beim KFC sind noch nicht geglättet.
<strong>Krefeld. Ein Verein in Deutschland, ein Verein mit großer Tradition. Ein Verein vom Niederrhein: Der KFC Uerdingen, 1985 unter der Bayer-Flagge stolzer Pokalsieger gegen den FC Bayern München und eine Zeitlang auf Europas Fußball-Bühne mehr als nur Zaungast. Doch das ist längst Geschichte. Der KFC ist seit der Trennung der Bayer AG vor zwölf Jahren sportlich tief gesunken und finanziell chronisch klamm. Anno 2005 hat der Klub gerade noch einmal die Kurve gekriegt und eine Insolvenz überstanden.
Ehrenamtliche Mitarbeiter wollten die Arbeit einstellen
Der Versuch, sich seitdem in allen Bereichen zu konsolidieren, gelingt nur mühsam oder gar nicht. Jetzt ist der Oberligist erneut in eine finanzielle Schieflage geraten, und hinter den Kulissen brodelt es, nachdem der 2. Vorsitzende Christoph Aretz mit seinen Finanz-Enthüllungen den Stein ins Rollen gebracht und den Präsidenten Ralf Houben öffentlich an den Pranger gestellt hat. Dieser bot nun am späten Mittwochabend mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt an. Ein Dutzend ehrenamtlicher Mitarbeiter hatten noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen und ihn aufgefordert, das Handtuch zu werfen. Dabei bedienten sich die "Heckenschützen" drastischer Maßnahmen und wollten die Durchführung des Oberligaspiels am Sonntag gegen Dattenfeld (15 Uhr) in der Grotenburg sogar ernsthaft gefährden. Die Zwölf - das sind Mitarbeiter aus der Sprecherkabine, dem Fanartikel-Verkauf und des Online-Teams. Im Laufe der Mitternachtssitzung beruhigte sich dann aber die Szene. Vorstand, Verwaltungsrat und Hauptsponsoren schlugen kurzerhand einen Gesprächstermin mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern vor, der heute über die Bühne gehen soll und in dem die Sponsoren mit den Mitarbeitern gemeinsam eine Lösung erarbeiten wollen. Und zu guter Letzt haben der Verwaltungsrat und die Hauptsponsoren (Metallgroßhandel Hendrichs/Maschinenbauer Siempelkamp) Houben eindringlich gebeten, als erster Vorsitzender im Amt zu bleiben.Prüfungsteam soll Finanzplanung transparenter gestalten
Houben ist also erst einmal weiter an Bord. Aber die Lage bleibt kritisch, die Stimmung gereizt, die finanzielle Lage unklar. Denn die Klärung des Finanzhaushalts ist noch nicht abgeschlossen. Ein unabhängiges Prüfungsteam soll Licht ins Dunkel bringen und die Arbeit fortführen, die der bisherige 2. Vorsitzende Christoph Aretz eingeleitet hat. Der hatte sich seit Anfang Juli in mühsamer Sisyphusarbeit durch das Finanz-Dickicht gekämpft und ein dickes Minus in der Kasse ausgemacht (500 000 Euro?), ehe er zurücktrat und gleichzeitig den Vorsitzenden öffentlich demontierte.Ralf Houben stand im Sommer schon mal auf der Abschussliste. Verwaltungsrats-Chef Olaf Stiller hatte die Idee, mit klangvollen Namen, den Pokalhelden Matthias Herget und Wolfgang Schäfer sowie dem Marketing-Fachmann Wilfried de Buhr, frischen Wind in den grauen KFC-Alltag zu bringen. Doch Houben, der kurz zuvor Startrainer Aleksandar Ristic geholt hatte, widersetzte sich.
Der exakte Wortlaut der Pressemitteilung des KFC vom Donnerstag:
Am gestrigen Abend trafen sich der Verwaltungsrat, der Vorstand und die Hauptsponsoren zu einer Sitzung, um über die aktuelle wirtschaftliche Situation des KFC sowie seinen Vorsitz zu beraten. Herr Houben hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt angeboten.
Nach Darlegung der Situation und Erörterung möglicher Konsequenzen haben der Verwaltungsrat und die Hauptsponsoren Herrn Houben eindringlich gebeten, als erster Vorsitzender im Amt zu bleiben.
Um die Saisonplanung und die sich derzeit darstellende Planungsdifferenz transparenter zu gestalten, bestellen die Gremien aus Vorstand- und Verwaltungsrat ein unabhängiges Prüfungsteam. Nach Klärung des Finanzhaushaltes werden die Gremien den Termin zur Jahreshauptversammlung bekanntgeben. Der voraussichtliche Termin wäre der 22. Oktober 2007.
Der Verrwaltungsrat, der Vorstand und die Hauptsponsoren bitten alle aktiv und emotional Beteiligten um mehr Besonnenheit, damit dem KFC kein irreparabler Schaden entsteht und das Saisonziel erreicht werden kann.