Houben auf dem Drahtseil
Der Vorsitzende des KFC feiert am Samstag seinen 50. Geburtstag. Die desolate Finanzlage seines Klubs wird ihn auch im neuen Lebensjahr viel Kopfschmerzen bereiten.
<strong>Krefeld. KFC-Vorsitzender Ralf Houben wird am Samstag 50 Jahre alt. Ein Wunsch: "Noch einmal gegen den FC Bayern spielen. Mit Luca Toni, Ribery und Klose. Dann wäre die Grotenburg richtig voll - und die Kasse auch." Vor eineinhalb Jahren hatte der Rekordmeister in einem Freundschaftsspiel aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des KFC knapp 20 000 Zuschauer angelockt. 110 000 Euro flossen aufs KFC-Konto, und am Ende einer schwierigen Phase hatte es der neue Vorstand um Ralf Houben mit Hilfe eines Insolvenz-Planverfahrens geschafft, rund zwei Millionen Euro Verbindlichkeiten abzubauen.
Bis Juni 2008 muss der Verein rund 330 000 Euro erwirtschaften
Doch der Drahtseilakt ist noch nicht beendet. Wenige Wochen vor der Mitgliederversammlung, auf welcher der Fußball-Oberligist über seine wirtschaftliche Situation Rechenschaft ablegen muss, ist die finanzielle Lage weiter äußerst angespannt. Zwar habe der KFC aktuell keine Verbindlichkeiten, aber er lebe, so Ralf Houben, "von der Hand in den Mund". Schließlich koste die Mannschaft monatlich etwa 50 000 Euro. Bis Juni 2008 muss der Verein, so hat eine unabhängige Kommission von Finanzexperten ermittelt, rund 330 000 Euro erwirtschaften, um die Spielzeit mit plus minus null abzuschließen. Der KFC braucht dringend weitere Sponsoren. Mit den Einnahmen aus dem laufenden Spielbetrieb ist kein Staat zu machen. Und da das Krefelder Publikum konstant zurückhaltend ist, wenn der KFC auftritt, bleiben die Ränge in der Grotenburg dünn besetzt. Unter der Regie von Trainer Aleksandar Ristic kämpft das Team derzeit verzweifelt um den Aufstieg in die neue vierte Liga. Ein Ziel, von dem der KFC in der Oberliga momentan ein gutes Stück entfernt ist. Houben: "Auch ein Aleksandar Ristic steht unter Druck und muss sich am Erfolg messen lassen."Finanziell klamm, ein schwelender Führungs-Konflikt, das Team als Tabellen-Neunter im Niemandsland der Oberliga - warum klebt Ralf Houben, Inhaber eines Unternehmens aus Essen (SIC-Gebäudemanagement/17 Angestellte), eigentlich an seinem Posten, wenn selbst aus den eigenen Reihen (Aufsichtsrat/2. Vorsitzender) immer wieder scharf auf ihn geschossen wird.
Houben ist Uerdinger durch und durch. Er schnürte für die Blau-Roten die Fußball-Stiefel, ehe ihn mit 18 Jahren ein komplizierter Schädelbruch jäh aus der Bahn warf: "Ich knallte in einem Spiel bei Borussia Dortmund gegen den Torpfosten. Das war das Ende meiner Fußballlaufbahn."
Geboren 20. Oktober 1957, verheiratet, zwei Kinder
Vorsitz Am 25. Mai 2005 wird dem KFC Uerdingen wegen Verstoßes gegen Auflagen zur Lizenzerteilung dieselbe entzogen. Ralf Houben übernimmt im Mai 2005 den Vorsitz beim KFC Uerdingen
Neubeginn Der KFC startet in der Oberliga ab 2005/2006 unter schwierigen finanziellen Bedingungen ohne Hauptsponsor und Brustwerbung. Im Frühsommer 2006 wird der drohende Konkurs gerade noch einmal abgewendet und das Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen. Der Klub baut 2 Mio. Euro Schulden ab.
Neue Unruhe Im Juni 2007 soll Houben gestürzt werden. Triebfeder sind zum Teil der Verwaltungsrat und der damalige 2. Vorsitzende Christoph Aretz, der Houben mangelnde Transparenz in punkto Finanzen vorwirft. Der Sturz scheitert, Houben erhält Rückendeckung durch die Hauptsponsoren.