Jörg Jung im Interview: "Mein erster Eindruck ist sehr positiv"

Krefeld. Seit einer Woche ist Jörg Jung Trainer des Fußball-NRW-Ligisten KFC Uerdingen. Am Dienstag feierte der Mönchengladbacher seinen 46. Geburtstag.

Nach dem torlosen Remis zur Premiere gegen den MSV Duisburg II sprach Jung mit der WZ über die Partie am vergangenen Freitag, über mögliche Neuverpflichtungen und die zweiwöchige Vorbereitungszeit bis zum Spiel bei Arminia Bielefeld II.

Herr Jung, was haben Sie eigentlich in der Zeit seit der Beurlaubung als Trainer in Siegen vor gut zwei Jahren gemacht?

Jung: Ich war viel auf den Fußballplätzen in der Region unterwegs, habe hospitiert und viele Spiele in der ersten bis fünften Liga angeschaut. Ich habe zudem als Mitglied der Traditionself noch einen engen Kontakt zu Borussia Mönchengladbach und dort oft bei Michael Frontzeck und Lucien Favre (Cheftrainer der Bundesliga-Mannschaft, d. Red.) im Training zugeschaut und viel mitgenommen. Wenn man Gladbach sieht, kann es ja so schlecht nicht sein, was die da machen (lacht).

An die Grotenburg haben Sie eine ganz besondere Erinnerung, oder?

Jung: Ich habe hier im Dezember 1985 mein erstes Bundesliga-Spiel gemacht. Deswegen war es sicher eine Rückkehr zu alten Ufern. Ich habe an meinem ersten Arbeitstag Werner Vollack (Ex-Profi bei Bayer Uerdingen, d. Red.) getroffen.

Bei Ihrer Premiere gegen Duisburg wirkte der KFC gefestigter als in den Wochen zuvor. Wie hat Ihnen denn das erste Spiel Ihrer Mannschaft gefallen?

Jung: Die Mannschaft hat enorme Laufbereitschaft gezeigt. Wir haben engagiert gespielt, so wie ich es mir gewünscht hatte. Das Spielerische wird noch etwas Zeit brauchen. Es war aber sicher ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Das nächste Ligaspiel ist erst am 4. Dezember bei Arminia Bielefeld II. Was werden Sie im Training nun gezielt machen?

Jung: Es beginnt nun die Kennenlern-Phase. Ich möchte mich erst einmal mit den Spielern vertraut machen, um zu sehen, in welche Richtung wir trainieren müssen. In dieser Woche werden wir aber schon intensiver ran gehen und auch im konditionellen Bereich arbeiten, da wir am Wochenende kein Spiel haben.

Ich möchte die Mannschaft einmal in verschiedensten Situationen kennenlernen. Dazu gehören sicher auch Einzelgespräche. Wichtig ist, dass in Marc-André Nimptsch und Michael Baum zwei Verteidiger zurückkehren. Nimptsch war lange krank und musste Antibiotika nehmen. Michael Baum steigt mit Lauftraining wieder ein.

Wie ist denn Ihr erster Eindruck vom Team? Es gab einige Andeutungen von KFC-Präsident Lakis, der mit dem körperlichen Zustand einiger Spieler nicht zufrieden war.

Jung: Mein erster Eindruck ist sehr positiv. Was in den vergangenen Wochen passiert ist, kann ich nicht hundertprozentig beurteilen. Beim Duisburg-Spiel wurde es bei dem ein oder anderen zum Ende des Spiels schwieriger, was aber auch am schnellen Spiel gelegen haben kann. Die Mannschaft hat Potenzial. Das haben schon die Gespräche mit Herrn Lakis im Vorfeld gezeigt.

Dieses Potenzial weiter ist ausbaufähig. Momentan ist allerdings der ein oder andere etablierte Spieler verletzt, krank oder gesperrt. Wenn alle Spiele an Bord sind, dann sind die vom Verein gesetzten Ziele (Aufstieg in die Regionalliga, d. Red.) erreichbar. Ziel ist natürlich Platz 3. Ob das realistisch ist, kann ich in einigen Wochen sagen.

Ihr Vorgänger forderte Verstärkung im Angriff. Aber auch in der Abwehr wurde das Personal zuletzt dünn.

Jung: Ich schaue mir das Team bis zur Winterpause an, werde Stärken und Schwächen jedes einzelnen Spielers analysieren. Das gilt für alle Mannschaftsbereiche. Dann werden wir eine Zwischenbilanz ziehen und entscheiden, was zu tun ist und ob wir noch personell nachlegen. Jeder Spieler hat bis zur Winterpause die Chance, sich zu beweisen.

Zurück zum aktuellen Kader. Monir Ibrahim und Emrah Uzun kennen Sie ja bereits aus früheren Jahren.

Jung: Das stimmt. Das heißt aber nicht, dass diese beiden Vorschusslorbeeren bekommen. Ich werde sie sogar kritischer beäugen, weil ich schon weiß, was die beiden können.

In der Kabine ist es ganz schön eng geworden. Der Kader umfasst 28 bis 30 Spieler. Soll das so bleiben?

Jung: Ich muss mir das erst einmal genauer angucken. Klar ist aber, dass diese Anzahl für ein optimales Training zu groß ist, wenn alle da sind.

Lakis hat vor kurzem ein Wintertrainingslager in der Türkei ins Gespräch gebracht.

Jung: Das Thema Vorbereitung werden wir in den kommenden Tagen besprechen. Ich wäre aber der Letzte, der sich gegen diese Idee aussprechen würde. Wenn ich aber stattdessen zwei Spieler haben könnte, würde ich eher die Spieler nehmen (lacht).