Interview Stefan Krämer: „Wir gehen nicht mit dem Ziel Aufstieg in die Saison“

Krefeld · KFC-Trainer Stefan Krämer spricht über die Neuausrichtung der Mannschaft und die Herausforderungen in der Liga.

Trainer Stefan Krämer startet am Sonntag mit dem KFC im Auswärtsspiel in Ingolstadt in die Spielzeit der 3. Liga.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Noch einmal stramm stehen für das Mannschaftsfoto. Wenige Minuten später empfängt Stefan Krämer in seinem Trainerbüro zum Gespräch bereit. Am Sonntag beginnt für ihn die Meisterschaft in der 3.Liga. Die Fußballer des KFC Uerdingen erwartet beim FC Ingolstadt gleich zum Auftakt ein großer Prüfstein.

Herr Krämer, was löst der Start in die neue Saison in Ihnen aus?

Stefan Krämer: „Ich freue mich, dass es wieder los geht und auch, dass partiell wieder Zuschauer zugelassen sind. Wir hoffen nur, dass da alle verantwortungsvoll mit umgehen, weil die Infektionszahlen in den Ländern um uns herum, aber auch in Deutschland hier und da steigen. Ich hoffe sehr, dass die Testphase gut überstanden wird und wir auch weiter vor Zuschauern spielen dürfen.“

Sie sind ein absoluter Kenner der 3. Liga mit 231 Spielen als Trainer. Worin übt die Spielklasse ihren besonderen Reiz aus?

Krämer: „Die Leistungsunterschiede zwischen den Mannschaften sind nicht so groß. Alle Spiele sind hart umkämpft. Wahrscheinlich wird sich wieder herauskristallisieren, dass eine große Gruppe um die Aufstiegsplätze spielt und eine andere große Gruppe gegen die Abstiegsplätze. Es wird dann wieder kaum ein gesichertes Mittelfeld geben. Das war ja auch die Tendenz der letzten Jahre. Das macht auch ein Stück den Reiz der Liga aus. Du hast Chancen, mit konstanten Leistungen in die obere Tabellenhälfte zu kommen. Du musst aber auch aufpassen, wenn du mal ein paar Mal nicht punktest, dass du wieder nach unten rutschst.“

Was erwarten Sie von der neuen Mannschaft?

Krämer: „Die Mannschaft ist deutlich jünger und schneller geworden. Die Transferpolitik hat sich grundlegend geändert. Der Umbruch ist riesig. Es wird nicht vom ersten Tag alles funktionieren können wie ein Uhrwerk. Es wird etwas Zeit brauchen, bis sich die Dinge mal automatisiert haben. Das Ziel ist es, mehr Tore zu schießen. Deshalb haben wir mehr Wert darauf gelegt, dass auch die Mittelfeldspieler, die zu uns kommen, torgefährlich sind. Es ist eben schwer, den einen Stürmer zu finden, der dir 25 Tore schießt.“

Was kommt auf die Spieler zu in dieser Saison?

Krämer: „Mit 38 Spielen in der verkürzten Spielzeit ist es eine unheimliche Herausforderung, physisch und vom Kopf her. Daher haben wir uns für eine deutliche Verjüngung der Mannschaft entschieden. Junge Spieler können zwischen den Spielen und innerhalb einer Partie schneller regenerieren.“

Wie soll der KFC künftig Fußball spielen?

Krämer: „In der 3. Liga ist gefordert, dass du viel läufst und kämpfst und in einem Top-Zustand bist, um die 38 Spiele in noch nicht einmal zehn Monaten zu absolvieren. Du musst eine körperlich sehr gute Basis haben und Spieler, die bereit sind, sich auch mal selbst wehtun, indem sie sich ausbelasten und ihr Herz auf dem Platz bringen. Und das in jedem Spiel. Wir wollen eine gute Balance zwischen offensivem Risiko und guter Restverteidigung sowie eine verlässliche Arbeit gegen den Ball. Wir streben eine Mischung aus schnellem Umschaltspiel und Ballbesitzzeiten an, um wieder regenerieren zu können.“

Wird es für jedes Spiel einen neuen Plan geben?

Krämer: „Jedes Spiel hat seine eigene Geschichte, jedes Spiel braucht einen anderen Ansatz. Man muss immer in der Lage sein, die Grundordnung im Spiel zu wechseln. Es wäre fatal zu denken, man könnte in der 3. Liga jede Woche seinen eigenen Stil durchbringen. Man muss immer für den jeweiligen Gegner gewappnet sein. Die Vorteile wechseln hin und her, es gilt die Nerven zu behalten, zusammenzubleiben, die Überzeugung zu haben, jederzeit zurückzukommen ins Spiel. Die Zeit, in der man sich auf eine Art Fußball festlegen sollte, ist vorbei.“

Soll nun im dritten Jahr der Aufstieg her?

Krämer: „Wir gehen nicht mit dem Ziel „Aufstieg“ in die Saison. Das ist nach so einem großen Umbruch nicht realistisch. Die allermeisten Drittligisten haben die Absicht, irgendwann in die 2. Liga zu kommen. Jetzt haben wir eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft, die wachsen soll. Der Weg, den wir jetzt eingeschlagen haben, ist der deutlich bessere. Es gibt bei so vielen jungen Spielern immer das Risiko der Leistungsschwankungen.“

Wie fiel die Wahl des Kapitäns auf Assani Lukimya?

Krämer: „Normalerweise bin ich ein Freund davon, den Kapitän wählen zu lassen. Diesmal habe ich es anders gemacht. Mit so vielen neuen Spielern können diese sich in der kurzen Zeit nicht so gut kennenlernen, dass sie bewerten können, wer der beste Kapitän ist. Daher habe ich in Assani Lukimya und Christian Dorda die beiden Kapitäne bestimmt. Ich glaube, wenn wir wählen würden, würde die Wahl nicht viel anders aussehen.“

Was machen Sie, wenn er unter der Woche mal nicht an Fußball denkt?

Krämer: „In dieser Phase der Saison gibt es keine Freizeit. Wir nehmen uns viel Zeit für Trainingsarbeit. Was macht Sinn, um die vielen neuen Spieler zusammenzubringen, ihnen eine Spielidee mitzugeben? Das braucht extrem viel Zeit. Es macht mir aber großen Spaß. Ich habe zwei große Hunde, sie heißen Sam & Neo. Wenn ich nach Hause komme, drehen wir oft noch eine kleine Runde im Wald mit meiner Frau zusammen. Das reicht mir, um aufzutanken.“