KFC Uerdingen Mannheim will Aufstieg im dritten Anlauf
Der Gegner des KFC Uerdingen ist relegationserprobt. Zweimal scheiterte Waldhof schon. Nun soll es mit der Rück- kehr ins Profigeschäft klappen.
Am Alsenweg, dem Trainingsgelände des SV Waldhof im Mannheimer Norden, kann man ihn immer noch ein bisschen spüren, den Geist der guten alten Tage. Als Trainer Klaus Schlappner eine Ansammlung mäßig talentierter, aber mit unbändigem Willen ausgestatteter Halbprofis 1983 in die Bundesliga führte. Eine außergewöhnliche Leistung, die in der 300 000-Einwohner-Stadt im nördlichsten Zipfel Baden-Württembergs bis heute als „Wunder Waldhof“ gepriesen wird.
Entgegen des gängigen Klischees trug der spätere chinesische Nationaltrainer Schlappner damals übrigens nicht permanent einen Pepitahut. Sieben Jahre behaupteten sich die Mannheimer damals in der deutschen Eliteklasse, brachten Nationalspieler wie Jürgen Kohler, Christian Wörns oder Maurizio Gaudino heraus und setzten traditionell auf beinharte Verteidiger wie Dimitrios Tsionanis oder Dieter Schlindwein, von denen es hieß, sie würden bei Bedarf auch eine Kiste Bier aus dem Strafraum köpfen. Lang, lang ist’s her.
Trainer Bernhard Trares
Heute kämpft der immer noch von einer wuchtigen Fanszene getragene Traditionsverein darum, nach 15 entbehrungsreichen, von Insolvenzen und chronischen finanziellen Problemen gekennzeichneten Jahren in der vierten und fünften Liga endlich wieder auf die nationale Fußballbühne zurückzukehren. Gegen den West-Meister KFC Uerdingen nehmen die Mannheimer am 24. und 27. Mai bereits den dritten Anlauf in Folge, über die Relegationsspiele den Sprung in die 3. Liga zu schaffen.
2016 war der Südwest-Regionalligist in den Aufstiegsspielen an den Sportfreunden Lotte gescheitert, im vergangenen Jahr verließen die Kurpfälzer das Meppener Stadion nach einem verlorenen Elfmeterdrama in Tränen aufgelöst. „Als ich hier angetreten bin, habe ich ein klares Ziel formuliert: Ich will aufsteigen“, sagt Trainer Bernhard Trares, einst Bundesliga-Profi bei Werder Bremen und 1860 München. Der Waldhof hat nach einer komplizierten Saison mit einem starken Schlussspurt unter Trares noch einmal die Kurve in Richtung Relegationsspiele bekommen.
Trainer Gerd Dais musste im Oktober 2017 aufgrund von 13 Punkten Rückstand auf den damaligen Tabellenführer Offenbach — und interner Zwistigkeiten mit Geschäftsführer Markus Kompp — gehen. Dais’ Assistent Michael Fink übernahm und brachte die Mannheimer wieder in Schlagdistanz zur Spitze, bekam aber am Jahresende keine Ausnahmegenehmigung des Verbands mehr, da er nicht über die notwendige A-Trainer-Lizenz verfügte. Trares unterschrieb im vergangenen Januar und stieß einen fußballerischen Aufwärtstrend an, der den Waldhof als Zweiter hinter Meister 1. FC Saarbrücken letztlich souverän in die Alles-oder-Nichts-Duelle mit Uerdingen beförderte.
Markus Scholz gilt als einer der besten Regionalliga-Torhüter, in der Defensive kommen Abwehrchef Kevin Conrad und dem afghanischen Nationalmannschaftskapitän Hassan Amin die Führungsrollen zu. Und in der Offensive sorgt Gianluca Korte, der mittlerweile sogar bei einigen Zweitligisten auf dem Zettel steht, gemeinsam mit dem früheren Wuppertaler Andreas Ivan für die kreativen Momente, die der einstige Magdeburger Relegationsheld Nicolas Hebisch in Tore ummünzen soll.
Wirtschaftlich hängt der seit vergangenem Jahr in eine Spielbetriebs-GmbH ausgegliederte Klub vor allem von den Zuschüssen des Investors Bernd Beetz ab. Der im Parfümgeschäft zu Reichtum gekommene und aus der Rhein-Neckar-Region stammende Manager deckt die sechsstelligen Etatlücken, die unter anderem dadurch entstanden sind, dass sich die in den Jahren davor ins Boot geholte Mittelstandsvereinigung „Mannheimer Runde“ im Streit mit dem Präsidium und Beetz um die Modalitäten der Ausgliederung wieder aus dem Sponsoring verabschiedete.
„Das Wichtigste ist, dass der SV Waldhof aus der Regionalliga herauskommt. Mannheim braucht einen Bundesliga-Verein. Ich will Erlebnisse kreieren“, formuliert Beetz sein Credo. Das Ziel ist klar: Die guten alten Tage sollen endlich wieder an den Alsenweg zurückkehren.