Sportliche Krise Flaute beim KFC Uerdingen: So urteilte Ex-Trainer Meier kurz vor dem Rauswurf
Krefeld · Nach nur 40 Tagen hat der KFC Uerdingen Norbert Meier entlassen. Kurz vor seinem Rauswurf beschrieb Letzterer den Zustand der Mannschaft - mit einem Satz, der unserem Autor nicht aus dem Kopf gehen will.
Der Freitag näherte sich Mitternacht, doch der KFC Uerdingen hatte seine Betriebsamkeit noch nicht eingestellt. Etwa eineinhalb Stunden war dieses enttäuschende 1:1-Unentschieden gegen Fortuna Köln, das eher einer Wasserschlacht als einem Fußballspiel in Duisburg glich, erst abgepfiffen. Die Menschen gingen allmählich ihrer abendlichen Beschäftigung nach. So mancher aus Duisburg heimgereiste Fan kehrte für ein Bier in die Kneipen der Stadt ein.
Norbert Meiers Bilanz – 40 Tage
und sieben Spiele sieglos
Da verschickte der kriselnde Drittligist ein Bulletin, das die Szene noch einmal aufrüttelte am späten Abend. Der Vorstand des KFC Uerdingen hatte Norbert Meier soeben als Cheftrainer aus dem Dienst gestellt. Der 60-Jährige war erst am 3. Februar als Nachfolger von Stefan Krämer installiert worden. 40 Tage waren vergangen, sieben Spiele bestritten, da war seine Zeit in Uerdingen schon wieder vorbei. Eine Nacht später präsentierte der Club schon einen Ersatz: Meiers bisherigen Assistenten Frank Heinemann, der erst am 6. März den Trainerstab der Uerdinger verstärkt hatte. Zehn Tage war er erst in Dienstkleidung unterwegs. Und schon war der 54-Jährige zum Chef aufgestiegen. Es wird nicht viele Fälle im deutschen Profifußball geben mit solch einem rapiden Aufstieg.
Heinemann arbeitet seit 1996
als Trainer – meist als Assistent
Am Samstagmorgen leitete Heinemann bereits die erste Einheit, ein routinemäßiges Auslaufen und Spielersatztraining. KFC-Geschäftsführer Nikolas Weinhart hatte die Mannschaft kurz zuvor über die Veränderungen informiert. Die Fußballer erhielten zwei freie Tage bis Dienstag – Zeit für Familie, Pause nach zuletzt drei Spielen in acht Tagen mit einem Punkt.
Heinemann, seit 1996 im Trainerberuf beschäftigt, kann auf eine Vita mit viel Erfahrung zurückblicken. Allerdings war er bislang bis auf zwei kurze Phasen bei seinem Heimatverein VfL Bochum stets als Co-Trainer tätig. Dort coachte er als Interim schon einmal insgesamt acht Partien. Beim KFC werden nun mindestens zehn Spiele hinzukommen, inklusive des Pokalspiels gegen Rot-Weiß Essen. Er soll die Mannschaft bis Saisonende führen. „Ich habe seit 1996 genug Erfahrung gesammelt. Ich werde keine schlotternden Knie haben“, sagt Heinemann.
Heinemann: „Die Mannschaft lebt, die Jungs wollen“
Als Profi spielte der in Witten mit Familie lebende Heinemann zehn Jahre für den VfL Bochum. Dort hatte er auch seine Jugend verbracht. Heinemann sagt zum Zustand seiner neuen Mannschaft, die er auch erst seit zehn Tagen kennt und die seit Ende Dezember und zehn Spielen mehr oder minder durch die Liga taumelt, unter der Regie Meiers in sieben Partien nur drei Remis verbuchte: „Das Team ist einsatzbereit. Die Mannschaft lebt. Die Jungs wollen, sind aber enttäuscht, weil sie bisher nicht abliefern konnten.“
Den Willen, es besser zu machen, konnte man der Mannschaft in den jüngsten Spielen gegen Fortuna Köln (1:1) und beim FSV Zwickau (0:2) nicht absprechen. Wohl aber präsentierte sich das von Präsident Mikhail Ponomarev und Geschäftsführer Nikolas Weinhart prominent zusammengestellte Team auch unter Meier nur phasenweise als funktionierendes Ganzes. Beim 0:4 in Halle stellte sich der KFC eher als Ansammlung von Einzelkönnern dar, das den anstürmenden Gastgebern nichts entgegenzusetzen hatte. Innenverteidiger Dominic Maroh machte sogar deutlich, man habe sich auf dem Platz nicht gegenseitig geholfen. Es fehlt an Sicherheit und Abstimmung.
Meiers Abschiedsworte über den Zustand des Teams
Auch erfahrene Männer mit Bundesliga-Vergangenheit erlaubten sich haarsträubende Fehler, die Heinemanns Vorgänger Meier als „verantwortungslos“ brandmarkte. Vor seinem letzten Spiel gegen Fortuna Köln sagte Meier einen Satz, der hängenblieb: „Wir müssen beweisen, dass wir nicht nur eine zusammengewürfelte Truppe sind.“ Eine Zielvorstellung gibt Heinemann in kleinen Etappen aus: „Wir wollen erst einmal möglichst viele Punkte holen. Wir wollen jedes Spiel versuchen zu gewinnen. Wir haben alles selbst in der Hand. Wir denken von Spiel zu Spiel.“