Fußball Udegbe: „Der KFC ist mein Zuhause“

Krefeld · Der aus Oberhausen zurückgekehrte Torhüter arbeitet in Duisburg nach der Schulter-Operation an seiner Rückkehr ins Team. Ein Besuch in der Reha.

Tägliches Arbeiten mit der Hantel zur Kräftigung der Muskulatur gehört auch dazu.

Foto: Revierfoto

Die Sonne scheint, die Luft ist spätwinterlich kühl an diesem Vormittag. Der Himmel ist klar. Es könnte alles so schön sein. Doch Robin Udegbe muss warten, darf nicht das tun, was er am liebsten macht. Bälle fangen, sich in Schüsse werfen. Der letzte Mann sein, der den Erfolg des Gegners noch verhindern kann. Der 27-Jährige sitzt in einem Café der Unfallklinik in Duisburg. Sein Arm wird an diesem Tag noch mit einer Schlinge gehalten. Die verletzte Schulter, die seiner Geschichte von der Rückkehr nach Uerdingen ein trauriges erstes Kapitel beschert hat. „Das habe ich mir ganz anders vorgestellt“, sagt der Torwart: „Ich würde dem Team jetzt gerne helfen.“ Doch gleich wird er auch diesen Satz sagen, der viel über den Menschen Udegbe erzählt und so anders klingt als vieles in diesem Millionengeschäft Profifußball mit seinen Wanderarbeitern aus aller Welt: „Der KFC ist mein Zuhause.“

Die Schulter kugelte aus,
die Bizepssehne riss

Sein Team, das ist die Mannschaft des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen. Udegbe war im Januar von Rot-Weiß Oberhausen über den Rhein nach Krefeld gewechselt. An einem Freitag unterschrieb er einen Vertrag in Uerdingen, im Mittwochstraining darauf verletzte er sich schwer. Die Schulter kugelte aus, die Bizepssehne riss. Eine Operation war nötig. Ausfalldauer: drei bis vier Monate. Die Saison, so sagt es Udegbe, ist damit für ihn so gut wie vorbei. „Ohne Operation bestand die Gefahr, dass die Schulter wieder rausgeht“, sagt der Torwart.

Seine Heimkehr gründet sich auf eine Vorgeschichte. Von September 2013 bis Sommer 2015 stand Udegbe schon einmal beim KFC zwischen den Pfosten. Der damalige Trainer Eric van der Luer hatte ihn geholt. Zuvor war der Torhüter in Venlo aktiv, „eine lehrreiche Zeit ohne Spielpraxis.“ Dann wurde er die Nummer eins beim KFC.

„Selbst der Oberbürgermeister hat sich bei mir gemeldet“

Es war eine andere Zeit in Uerdingen. Das Geld war knapp. Der Regionalligist taumelte zwei Jahre lang durch die Liga, 2015 ging es hinab in die Oberliga. Viel Unruhe. Einer aber blieb fast immer von den Schmähungen der Fans verschont. Udegbe war oft der Turm in der Schlacht. Er hielt den Kopf oben, wenn andere durch die Niederlagen gezeichnet waren. Er war Publikumsliebling. „Es war meine erste Profistation in Uerdingen. Ich habe mich hier zu Hause gefühlt. Ich hatte zur Stadt und der Grotenburg eine Bindung aufgebaut.“

Den Kontakt zum KFC hielt er, telefonierte oft mit Patrick Ellguth, der mittlerweile in Straelen spielt oder besuchte selbst Heimspiele in der Grotenburg. In den vergangenen Tagen habe er viel positive Rückmeldungen erhalten, so sagt es der in Moers lebende Udegbe: „Selbst der Oberbürgermeister hat sich bei mir erkundigt.“ In seiner Zeit als Fußballer war der gebürtige Kieler kaum verletzt. Und jetzt das.

Die Schulter wird jetzt
behutsam aufgebaut

Robin Udegbe macht sich auf den Weg durch die Flure ins Athletikum Rhein-Ruhr der Duisburger Klinik. Hier, wo er tagtäglich nun an seiner Rückkehr nach der Rückkehr arbeitet. Auf dem Gang begegnet er dem am Sprunggelenk verletzten Adriano Grimaldi. Der KFC-Stürmer befindet sich ebenfalls in der Reha. Beide verbindet ein Schicksal. Sie haben nach ihrer Verpflichtung noch kein Spiel für den KFC bestritten, sind ein Versprechen für die Zukunft. Im Athletikum wartet schon Sportwissenschaftler Arthur Praetorius auf den Torwart.

Die Schulter soll behutsam aufgebaut werden. Leichte Bewegungen, auch mit japanischer Kunst: der Katsu. Die Gelenke sollen mobilisiert werden mit Rotationsübungen. Nicht nur verletzte, auch fitte Fußballer könnten diese Übungen in ihr Programm aufnehmen. Auch die Rumpfstabilität wird gebessert. „Die Prognose ist exzellent“, sagt Praetorius, der zusammen mit seinem Kollegen Christian Raeder die Uerdinger Fußball hier betreut. „In der Reha kann man auch Defizite ausgleichen, die im normalen Fußballtraining zu kurz kommen“, sagt Praetorius.

„Es geht auf dieser Position
immer um das große Ganze“

In den nächsten Tagen soll Udegbe schon die ersten Übungen mit Torwarttrainer Manfred Gloger machen. Die Ziele bleiben, auch trotz lädierter Schulter. Udegbe: „Mit Mikhail Ponomarev ist der KFC auf einem sehr guten Weg. Er ist ein Visionär und macht es hervorragend.“ Im Tor soll der Moerser bald René Vollath Konkurrenzdruck verschaffen. „Es geht auf dieser Position immer um das große Ganze. Ich will der Mannschaft helfen. Man muss sich gegenseitig fordern und fördern.“

Knapp eine Stunde lang dauern die Übungen an jedem Vormittag im Athletikum. Dann ist Schluss. Udegbe will auf den grünen Rasen zurück. Schnellstmöglich. Dann ist er endgültig wieder da, wo er hinwollte. Zu Hause.