Euro 2016 Uerdingens Vorliebe für Isländer
Krefeld. Die Fußballwelt ist aus dem Häuschen: Außenseiter Island steht nach dem 2:1-Erfolg gegen das selbst ernannte Fußballmutterland England im Viertelfinale der Europameisterschaft in Frankreich.
„Furiose Isländer schlagen desolate Engländer“ oder schlichtweg „Exit“ lauteten die Schlagzeilen am Dienstag nach dem größten Erfolg der isländischen Fußballhistorie.
Es ist eine Mannschaft, bei der Trainer Heimir Hallgrimsson eigentlich als Zahnarzt arbeitet und Torwart Hannes Halldorsson auch einer der bekanntesten Filmemacher des 330 000 Einwohner großen Landes ist. Vor dem Turnier hatte wohl kaum jemand die Isländer als Viertelfinalteilnehmer auf dem Zettel. Oder doch?
Es gibt da einen Verein in Deutschland, der eine langjährige Historie besitzt, was die Verpflichtung von isländischen Fußballern betrifft.In keinem deutschen Verein haben mehr Isländer gespielt, als bei Bayer Uerdingen samt dem Folgeverein KFC Uerdingen.
Insgesamt acht Isländer standen in der Vereinshistorie bei den Uerdingern unter Vertrag.
Der erste war Larus Gudmundsson. Der Stürmer kam im Sommer 1984 vom belgischen Erstligisten Thor Waterschei nach Krefeld. Hier traf der Stürmer in seiner ersten Saison sechsmal in 27 Spielen. Zudem sorgte er am 12. März 1985 bei der Viertelfinal-Partie im DFB-Pokal gegen Werder Bremen mit seinem 2:1-Siegtor für einen entscheidenden Moment auf dem Weg ins spätere Endspiel in Berlin. Zur Saison 1985/86 heuerte mit Atli Edvaldsson ein weiterer Isländer beim DFB-Pokal-Sieger an.
Der Angreifer kam im Doppelpack mit Rudi Bommer und einer Rekord-Empfehlung aus Düsseldorf.
Am 6. Juni 1983 hatte Edvaldsson beim Spiel von Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht Frankfurt als erster isländischer Fußballspieler einen Hattrick in der Bundesliga erzielt — und zudem die beiden Treffer zum 5:1-Endstand. Damit war er der erste Ausländer in der Bundesliga, dem fünf Tore in einem Spiel gelangen. Ende der 80er Jahre war die isländische Zeit bei Bayer Uerdingen aber vorerst wieder vorbei.
Erst in den Spielzeiten 1999/2000 und 2000/2001 verpflichtete der Verein mit Baldur Adalsteinsson, Thorhallur Hinriksson, Gunnlaugur und Sigurdur Örn Jonsson, Bjarni Oskar Thorsteinsson und Stefan Thordarson weitere Spieler vom zweitgrößten Inselstaat Europas.
Dass so viele Isländer bei den Uerdingern gespielt haben, verblüfft selbst Club-Ikone Friedhelm Funkel. „Nein, das wusste ich nicht“, sagt der Trainer von Fortuna Düsseldorf. Was die Isländer auszeichne, sei ein unglaublicher Wille. „Sie haben die Bereitschaft, bis an die maximale Grenze zu gehen. Fast bis zur Selbstaufgabe.“ Sie hätten alles für die Mannschaft getan und seien zudem herausragende Menschen gewesen.