Klare Löw-Vorgabe: EM-Ticket glanzvoll lösen
Düsseldorf (dpa) - Offensiv, attraktiv, dominant: Das Ticket zur Titelmission 2012 ist für Philipp Lahm und Co. zum Greifen nah, da soll der kleine Nachbar Österreich nicht zum Stolperstein werden.
„Ich glaube, dass wir nichts anbrennen lassen. Ich spüre auch, dass die Konzentration vorhanden ist. Dann werden wir dieses Spiel auch gewinnen“, sagte der Bundestrainer vor dem EM-Qualifikationsduell der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit der Alpenrepublik am 2. September in Gelsenkirchen.
Nach der Aufregung um das Lahm-Buch und dem turbulenten London-Wechsel von Per Mertesacker ist der zur EM-Teilnahme noch fehlende Sieg für Joachim Löw fest eingeplant. Der Österreich-Vergleich ist Durchgangsstation auf dem Weg zur EM 2012 und vor allem eine weitere Etappe im Entwicklungsprozess seiner jungen Titeljäger. „Es gibt für dieses Spiel ein paar klare Vorgaben, die wir der Mannschaft gesagt haben: Dass wir in der Lage sind, Österreich unter Druck zu setzen und fußballerisch zu überzeugen“, forderte Löw eine Fortführung des zuletzt gezeigten Offensivstils.
Drei Monate nach dem mühevollen 2:1-Hinspielsieg in Österreich setzt Löw auf seine bei der Brasilien-Gala (3:2) erprobte offensivere 4-1-4-1-Taktik. Mit Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil soll Toni Kroos als „Verbindungsmann“ das Herzstück im Mittelfeld bilden und die Gäste permanent unter Druck setzen. Dortmunds Jungstar Mario Götze muss sich bis zu seinem nächsten Starteinsatz vorerst gedulden. Kroos ist für Löw der ideale „Zwischenspieler“. „Wenn ich sehe, wie Toni Kroos die letzten Spiele gemacht hat, das freut mich ganz besonders, denn von ihm bin ich auch überzeugt“, sagte Löw über den 21-jährigen Münchner.
Auf der rechten Abwehrseite kommt Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes in seinem Heimstadion zum Zug. Ob neben ihm der Neu-Londoner Mertesacker nach dem Wirbel um seinen Arsenal-Transfer und der Stippvisite nach London spielen wird, ließ Löw noch offen. „Ich habe den Fokus schon wieder auf Österreich ausgerichtet. Ich bin hier beim Nationalteam lange dabei, ein Tag weg bringt mich nicht aus der Fassung“, erklärte sich Mertesacker einsatzbereit.
Nach der Aufregung um das Lahm-Buch fühlt Löw im Düsseldorfer Teamhotel wieder Ruhe einkehren: „Man spürt, dass die Konzentration richtig Fahrt aufnimmt.“ Mit einem Sieg gegen „Felix Austria“ in der mit 53 311 Zuschauern ausverkauften Schalke-Arena wäre die EM-Teilnahme 2012 als makelloser Tabellenführer der Gruppe A vorzeitig gesichert. Schneller kann keiner in Europa sein. „Unsere Aufgabe ist, dass wir uns definitiv qualifizieren, das ist das Ziel“, gab Löw als Marschroute aus.
Mit einem Erfolg gegen die mit mehreren Bundesliga-Legionären besetzten Österreicher würde das DFB-Team auch einen 30-Jahre-Rekord einstellen. Nur auf dem Weg zur WM 1982 hatte Deutschland bislang mit acht Siegen eine perfekte Bilanz. Die will Lahm mit weiteren Erfolgen im Oktober in der Türkei und gegen Belgien und dann zehn Siegen sogar noch toppen. „Das ist unser Anspruch und unser Ziel, dass wir perfekt vorbereitet in die EM gehen“, sagte der Kapitän.
Auch sein „Vize“ Schweinsteiger - der im neuen System als einziger „Sechser“ defensiver agieren muss - hat Lust auf die Bestmarke. „Wir sind ungeschlagen in der Gruppe, wir sollten es bleiben und das Ziel vor Augen haben, mal eine komplette Qualifikationsrunde ohne Punktverlust zu überstehen“, sagte der Bayern-Profi.
Schwerere Brocken als die Österreicher - denen Löw „sehr, sehr gute Leistungen gegen starke Gegner“ attestierte - werden bald kommen. So wäre die DFB-Auswahl nach momentanem Stand trotz der jüngsten Erfolge bei der EM-Auslosung am 2. Dezember in Kiew nicht als Gruppenkopf gesetzt. Frühe EM-Duelle gegen Spanien oder Erzrivale Niederlande drohen somit im kommenden Sommer in Polen und der Ukraine. „Für mich ist es wichtig, dass wir uns richtig vorbereiten und gewappnet sind für die EM“, sagte Löw.
Auf fast allen Positionen bieten sich dem DFB-Chefcoach mittlerweile Alternativen. „Wir haben ein Klassepotenzial von jungen Spielern, die gut ausgebildet sind. Wir haben uns fußballerisch enorm entwickelt. Es hat die größte Priorität, dass wir uns auf diesem Weg weiterentwickeln und bei diesem Turnier weiter entwickeln“, forderte Löw. Auch Abwehrmann Mertesacker staunt über die neue Breite im Kader, die für ihn selbst zur Herausforderung wird. „Wir sind super besetzt. So eine Luxussituation habe ich noch nie miterlebt“, sagte der Verteidiger, der sich mit dem Arsenal-Wechsel einen Jugendtraum erfüllt hat.
Den von Löw propagierten harten Konkurrenzkampf bekommt derzeit besonders Lukas Podolski zu spüren, der sich seiner Rolle als Platzhirsch im linken Mittelfeld nach 492 torlosen Minuten im Nationaltrikot gegen Österreich etwas zeigen muss. Noch vor dem Spiel wollte sich der Bundestrainer den Kölner zur Brust nehmen. „Lukas muss jetzt noch den nächsten Schritt irgendwie tun. Er spielt sein Potenzial nicht immer aus“, tadelte Löw.