EM-Test gegen Frankreich Kraftprobe in Paris - Jungstars Sané und Coman im Fokus

Paris (dpa) - Joachim Löw spürt „eine besondere Brisanz“. Sieben Monate vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich bestreiten die deutschen Weltmeister am Abend einen reizvollen Test gegen den EM-Gastgeber.

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Die 90 Minuten im Stade de France sind Teil eins des Jahresabschlusses für Kapitän Bastian Schweinsteiger und Co. Am Dienstag kommt es in Hannover dann noch zum Duell mit dem nicht für die EM qualifizierten Erzrivalen Niederlande. „Wir freuen uns auf die zwei Spiele. Frankreich und Holland sind zwei große Namen im Weltfußball“, erklärte Löw in Paris.

AUSGANGSLAGE: Das Kräftemessen mit den Franzosen genießt den höheren Stellenwert im deutschen Lager. Löw zählt den EM-Gastgeber zu den „absoluten Favoriten“ auf den Titelgewinn 2016. Das Team von Trainer Didier Deschamps sei noch stärker und reifer als beim 1:0-Sieg der deutschen Mannschaft im WM-Viertelfinale 2014 in Rio, urteilte Löw. „Frankreich hat technisch wahnsinnig gute Spieler und eine unglaubliche körperliche Kraft“, betonte der Bundestrainer.

PERSONAL: Löw wird zwar auch experimentieren, dürfte aber eine funktionierende Achse mit etablierten Weltmeistern auf den Platz schicken. Manuel Neuer wird im Tor stehen. Sami Khedira feiert im Mittelfeld nach einigen Verletzungen ein Comeback an der Seite von Kapitän Bastian Schweinsteiger. „Er nähert sich der Form, die er mal hatte“, sagte Löw über Khedira. Auch die Abwehrkräfte Mats Hummels und Jérôme Boateng sowie Thomas Müller im Angriff gelten als gesetzt. „Es ist eine gute Möglichkeit, den Ernstfall zu üben“, bemerkte Ilkay Gündogan. Der formstarke Dortmunder dürfte als Spielmacher agieren, zumal Löw Toni Kroos und Mesut Özil eine Spielpause gönnt.

COMEBACK: Mario Gomez könnte erstmals nach 14 Monaten wieder für Deutschland auflaufen. Der 30 Jahre alte Stürmer hat bei Besiktas Istanbul wieder Fahrt aufgenommen. Im Training habe Gomez (25 Tore in 60 Länderspielen) einen sehr guten, sehr austrainierten Eindruck gemacht, lobte Löw: „Er ist sicher im Abschluss.“ Das Toreschießen war zuletzt ein Problem der Nationalmannschaft. Löw spürt bei Gomez nach der verpassten WM-Teilnahme „eine unglaubliche Motivation“, bei der EM im kommenden Sommer zum 23-Mann-Kader zu gehören.

ZIELSETZUNG: Nach der „schwierigen EM-Qualifikation“ hat der Spielausgang für Löw in den anstehenden Partien nicht die oberste Priorität. „Testen, sehen, probieren“ lautet hauptsächlich das Motto des Bundestrainers. Löw erhofft sich Erkenntnisse für den weiteren Weg zur EM. Er weiß um die Baustellen, etwa auf den beiden Außenverteidigerpositionen. Hier sollen Kandidaten wie der Dortmunder Matthias Ginter oder der Kölner Jonas Hector gegen international hochkarätige Gegner weitere wertvolle Erfahrungen sammeln.

NEULINGE: Zwei 19 Jahre alte Ausnahmetalente könnten vor großer Kulisse ihre Länderspieldebüts feiern. Bei den Franzosen steht Kingsley Coman vom FC Bayern hoch im Kurs. Der Flügelspieler habe die „ganze Zukunft vor sich. Daher ist es nur logisch, dass er dabei ist“, sagte Nationaltrainer Deschamps. Auch Löw ist beeindruckt, wie gut sich Coman in kürzester Zeit bei den Münchnern präsentiert habe. „Er ist wahnsinnig schwer zu kontrollieren.“ Deutschlands Coman heißt Leroy Sané. Der Schalker habe „eine besondere Gabe“, schwärmte Löw. Sané habe ein gutes Raumgefühl, sei sehr schnell, mache raffinierte Laufwege und sei zudem „im Abschluss gut“. Der Youngster darf mit einem Einsatz rechnen, ob von Anfang an oder im Spielverlauf.