Interview Löw: „Beide Mannschaften können bei der WM noch mehr zeigen“

Düsseldorf (dpa) - Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 1:1 der Fußball-Nationalmannschaft im Länderspiel gegen Spanien am Freitagabend in Düsseldorf.

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Wie fällt Ihr Fazit zu diesem intensiven Spiel aus?

Joachim Löw: Es war von beiden Mannschaft ein sehr gutes Spiel. Es war ein hervorragender Test für uns gegen einen Gegner, der absolut auf Augenhöhe agiert. Beide Mannschaften haben versucht, offensiv zu sein und Druck auf den Gegner auszuüben. Es war ein sehr intensives Spiel, das viele wichtige Erkenntnisse gebracht hat für uns. Ich war sehr zufrieden. Es war ein sehr hohes Niveau von beiden Mannschaften.

Und war es auch eine Erkenntnis Richtung WM, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass Deutschland solche Gegner schlägt?

Löw: Dazu muss ich nicht viel sagen. Wer glaubt, dass es eine einfache Geschichte wird bei der WM, der täuscht sich gewaltig. Spanien ist sehr eingespielt, da greifen die Automatismen sehr gut. Sie haben es von klein auf gelernt, auch unter Druck den Ball hinten herauszuspielen. Das sind die Mannschaften, die bei der WM eine entscheidende Rolle spielen wollen und auch können.

Welche zentralen Erkenntnisse können Sie denn nennen?

Löw: Eine Erkenntnis ist, dass wir in der ersten Halbzeit versucht haben, sehr früh anzugreifen, was gegen die Spanier nicht einfach ist. Das Risiko war es mir aber wert, auch wenn wir nicht immer so Zugriff hatten. Daran müssen wir arbeiten. Wir müssen damit rechnen, dass uns Mannschaften auch bei der WM ganz hoch zustellen.

Und was noch?

Löw: Wir wollten auch, dass wir den einen oder anderen Fehler aufgezeigt bekommen. 2008 und 2010 haben wir zweimal bei Turnieren gegen Spanien verloren. Da sieht man, was wir für eine Entwicklung gemacht haben. Wir sind in der Lage, auch mit unserem Passspiel und unseren Kombinationen den Gegner laufen zu lassen. Und eine weitere Erkenntnis ist: Es war ein hochklassiges Spiel, aber beide Mannschaften können bei der WM noch mehr zeigen.

Welche personellen Erkenntnisse haben Sie gewonnen, zum Beispiel zu Torwart Marc-André ter Stegen?

Löw: Keine völlig neuen. Marc war schon letztes Jahr beim Confed Cup in einer klasse Form. Das ganze Jahr über hat er bei Barcelona große Fortschritte gemacht. Er ist eine Persönlichkeit geworden. Er strahlt Ruhe aus, er hat eine gute Spielauslösung. Das war uns bekannt. Er hat in den letzten zwei Jahren einen Riesenschritt gemacht.

Ihre Spieler schienen nach einer halben Stunde schon sehr gereizt, weil die Spanier sie technisch ein wenig vorgeführt hatten. Hat sich das auch im Tor von Thomas Müller widergespiegelt, da ein Zeichen zu setzen?

Löw: Wenn man gegen die Spanier nach fünf Minuten in Rückstand gerät, ist es nicht so einfach. Aber man hat dann gemerkt, dass die Mannschaft das noch vor der Halbzeit ausgleichen wollte. Wir haben mehr Zweikämpfe gewonnen, waren ein bisschen giftiger, haben mehr Druck entfaltet. Und das Tor war super gemacht. Es war ein klasse Schuss. Thomas Müller macht immer wichtige Tore.

Jonas Hector wirkte nicht in allen Szenen so auf der Höhe. Ist das seiner Verletzungspause zuzuschreiben? Und wird in Berlin der Herthaner Marvin Plattenhardt links hinten eine Chance erhalten?

Löw: Jonas hat ein wahnsinniges Laufpensum absolviert. Er war in der Hinrunde lange verletzt und braucht noch das eine oder andere Spiel. Aber Jonas vertraue ich absolut. Er ist ein Spieler, der auf allerhöchstem Niveau agieren kann. Er kann sich die nächsten Wochen noch steigern. Marvin hat gegen Frankreich ein sehr gutes Spiel gemacht im November. Ich plane, dass er gegen Brasilien spielt. Ich denke auch, dass Ilkay Gündogan und Leroy Sané von Anfang an spielen. Drei Wechsel wird es auf jeden Fall geben.